Borkum
Das Einsatzgebiet der Station Borkum, der westlichsten Ostfriesischen Insel, ist gekennzeichnet durch die Grenzlage zu den Niederlanden. Prägend ist außerdem, dass sich in diesem Revier die offene See und zahlreiche Sandbänke im Mündungsgebiet der Ems vereinen. Sowohl Einsätze für Großschifffahrt und Fischerei wie auch für den Wassersport bilden das Spektrum der Hilfeleistungen. Hinzugekommen sind in den vergangenen Jahren zahlreiche Schiffsbewegungen durch den Bau von Offshore-Windkraftanlagen nördlich von Borkum.

Die Strandung der Brigg „Alliance“ vor Borkum am 10. September 1860 war einer der entscheidenden Anstöße zur Gründung der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger. Neun Seeleute fanden damals den Tod. Noch vor der DGzRS wurde 1861 der Verein zur Rettung Schiffbrüchiger an der ostfriesischen Küste gegründet, der später in der DGzRS aufging. Borkum war eine seiner ersten Stationen.
Der 27,5 Meter lange Seenotkreuzer ALFRIED KRUPP wurde 1988 bei der Lürssen-Werft in Bremen-Vegesack gebaut. Sein Tochterboot trägt den Namen GLÜCKAUF. Benannt ist der Seenotkreuzer nach dem Gründer der Alfried-Krupp-von-Bohlen-und-Halbach-Stiftung, die den Bau des Seenotkreuzers unterstützte. Der Name des Tochterbootes bezeichnet einen Bergmannsgruß. Zur Besatzung gehören mit dem ersten Vormann Ralf Brinker neun Festangestellte sowie 15 Freiwillige, die im Bedarfsfall die Stammbesatzung ergänzen. Der Liegeplatz der ALFRIED KRUPP befindet sich an der Brücke II im Schutzhafen.
Bei vielen Einsätzen arbeiten die Borkumer Seenotretter eng mit ihren niederländischen Kollegen der Koninklijke Nederlandse Redding Maatschappij (KNRM) zusammen. Der am nächsten gelegene Festlandshafen ist das niederländische Eemshaven, so dass mancher Kranke oder Verletzte, der weder per Fähre noch Hubschrauber von der Insel gebracht werden kann, auf den Seenotkreuzer angewiesen ist.
Bei einem der schwersten Unglücke in der Geschichte der DGzRS verloren in der Orkannacht vom 1. auf den 2. Januar 1995 Vormann Bernhard Gruben und Maschinist Theo Fischer auf der Rückfahrt von einem Einsatz ihr Leben.
Die nach einer Durchkenterung schwer beschädigte, aber schwimmfähig gebliebene ALFRIED KRUPP ging ein halbes Jahr später nach einem Umbau wieder auf die Station. Zum Andenken an Bernhard Gruben und Theo Fischer erhielten zwei Jahre später zwei Seenotkreuzer-Neubauten ihre Namen.

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Gerne stellen wir Ihnen unsere Arbeit an Bord und unseren Bordalltag als Seenotretter einmal vor. Vereinbaren Sie hierfür bitte frühzeitig einen Termin unter der Telefonnummer 0421 53 707 - 666 oder per Email an besichtigung@seenotretter.de.
Haben Sie bitte Verständnis dafür, dass wir die Führungen an Bord so planen müssen, dass die Arbeitsabläufe dort nicht beeinträchtigt werden und dass es im Falle eines Einsatzes zu kurzfristigen Änderungen und Ausfällen kommen kann.
Aus dem Stationsbuch
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Karte
Geschichte der Station
1862 • Station errichtet und mit dem Ruderrettungsboot OSTFRIESLAND im Westland (Südwestdüne) sowie einem hölzernen Rettungsschuppen ausgestattet
1863 • Im Ostland wird eine zweite Station eingerichtet. Dort wird das Ruderrettungsboot UPSTALSBOOM stationiert, ebenfalls in einem hölzernen Rettungsschuppen. Im Laufe der kommenden Jahre werden mehrfach neue Ruderrettungsboote auf die beiden Borkumer Stationen kommen.
1906 • Eine Sturmflut bringt den Rettungsschuppen am Nordstrand der Insel zum Einsturz. Ein Neubau wird im September fertig. Ein neues 8,5-Meter-Boot samt Transportwagen kommt zur Station.
1926 • Ein Doppelschrauben-Motorrettungsboot, die HINDENBURG (I), wird im Alten Hafen stationiert. Sie wurde auf der Lindenau-Werft in Memel gebaut.
1932 • Die HINDENBURG (I) wird im Oktober außer Dienst gestellt, das Motorrettungsboot AUGUST NEBELTHAU bleibt bis 1936 auf Borkum und wird dann nach Friedrichskoog verlegt.
1937 • Das neue Motorrettungsboot HINDENBURG (II) kommt zur Station. Es ist 16 Meter lang, 4,50 Meter breit, zehn Knoten schnell und hat erstmals einen Ruderstand in geschlossenem Ruderhaus. Das Boot ist versehen mit drahtloser Telegrafie, drahtloser Telefonie, Warmwasserheizung, Kücheneinrichtung, sechs Schlafplätzen für die Mannschaft und kann 60 bis 70 Gerettete aufnehmen.
1940 • Die HINDENBURG (II) kehrt am 28. November von einer Einsatzfahrt nicht mehr zurück. Es finden den Tod Vormann Hans Lüken, der stellvertretende Vormann Abelius Meyenburg, der 1. Motormann Friedrich Ohlsen, der 2. Motormann Karl Eltze, Bootsmann Anton Nolting und Bootsmann Willi Glockmann.
1941 • Im März kommt das Motorrettungsboot KONSUL KLEYENSTÜBER nach Borkum.
1945 • Im Mai kommt das neue Motorrettungsboot BORKUM zur Station.
1951 • 28. November: Vormann Wilhelm Eilers, Motormann Folkert Meeuw und Rettungsmann Christoffer Müller retten im Orkan unter schwierigsten Bedingungen 13 Mann vom gestrandeten englischen Dampfer „Teeswood“. Zwei Engländer kommen ums Leben. Für die Rettungstat erhält die Besatzung mehrfache Auszeichnungen.
1957 • Am 7. März wird der erste in Serie gebaute moderne Seenotkreuzer THEODOR HEUSS mit Tochterboot TEDJE auf Borkum stationiert. Gebaut wurde er bei der Werft Fr. Schweers in Bardenfleth an der Weser. Die BORKUM wird nach Wangerooge verlegt und von Februar 1959 bis Juni 1963 in Wilhelmshaven stationiert. 1963 wird sie als Schlepper verkauft.
1963 • Im Juni wird die THEODOR HEUSS nach Laboe verlegt. Der neue Seenotkreuzer GEORG BREUSING mit Tochterboot ENGELKE UP DE MUER, gebaut bei Abeking & Rasmussen, kommt zur Station.
1988 • Der Seenotkreuzer ALFRIED KRUPP wird am 14. Juni getauft und auf Borkum stationiert. Die GEORG BREUSING wird außer Dienst gestellt. Sie ist als Museumsschiff im Emder Ratsdelft zu besichtigen.
1995 • Am 1. Januar verunglückt die ALFRIED KRUPP bei einem Einsatz zur Rettung eines holländischen Kollegen schwer. Vormann Bernhard Gruben und Maschinist Theo Fischer kommen ums Leben. Die ALFRIED KRUPP wird bei Abeking & Rasmussen repariert und umgebaut und geht im Juni wieder zurück auf die Station.
2001 • Errichtung eines neuen Stationsgebäudes am Hafen