Nach seinem Berufsleben sucht Michael Pohl eine sinnvolle Aufgabe – und findet sie 2021 bei den Seenotrettern. Seitdem engagiert sich der gebürtige Kieler mit großem Einsatz ehrenamtlich an Land für die DGzRS.
Wenn Michael Pohl auf seiner Terrasse sitzt, blickt er auf die Schwentine. Er sieht, wo der Fluss in die viel befahrene Kieler Förde mündet. Er sieht Segelyachten vorbeiziehen, Ostseefähren einlaufen und ablegen. Es ist eine Panoramaaussicht auf die Hafenstadt, in der er geboren und aufgewachsen, in der seine Liebe zur See entstanden ist. „Wasser ist mein Element, ich brauche es zum Leben“, sagt er mit seiner sonoren Stimme. Er schwimmt, segelt, fährt Boot seit seiner Jugendzeit. Damit hört er auch nicht auf, als er seine Ausbildung zum Bankkaufmann erfolgreich abschließt, sich weiterbildet und für höhere Aufgaben qualifiziert. 1993 zieht er aus Kiel weg und ist an verschiedenen Orten in leitender Position für ein großes deutsches Geldinstitut tätig.
Sein Beruf führt ihn auch nach Rostock. Dort kommt Michael Pohl erstmals mit den Seenotrettern in Kontakt. Vor Ort organisiert er Benefizveranstaltungen für die Rettungsleute, lernt sie persönlich kennen und schätzen. Vor allem mit Jörg Westphal tauscht er sich immer wieder aus. Der Leiter des Informationszentrums Mecklenburg-Vorpommern ist sein erster Ansprechpartner für seine Aktionen zugunsten der DGzRS. Es entsteht ein freundschaftliches Miteinander, die Grundlage für Pohls späteren ehrenamtlichen Einsatz.
Anfang der 2020er-Jahre kehrt Michael Pohl gemeinsam mit seiner Frau nach Kiel zurück. In seiner Geburtsstadt will er seinen Ruhestand genießen. Gleichzeitig möchte er sich vor Ort gesellschaftlich engagieren, sein berufliches Wissen und Können sinnstiftend einsetzen. Die Seenotretter fallen ihm aufgrund seiner positiven Erlebnisse in Rostock und seiner großen Affinität zur See als Erstes ein. Und der 64-Jährige weiß: „Die DGzRS finanziert ihre Arbeit allein durch Spenden, das überzeugt mich. Das ist in dieser Form sehr selten und kann nur mit vielen Ehrenamtlichen funktionieren.“ Seit Januar 2021 ist er einer von ihnen.
Hohe Wertschätzung
Wie viele Stunden sich Michael Pohl seitdem für die Seenotretter wöchentlich einsetzt, kann er nicht beziffern. Gerade in der Sommersaison von Mai bis Oktober sei die gespendete Zeit für ihn schwer zu schätzen. Mal springt er kurzfristig ein, wenn im Informationszentrum Schleswig-Holstein in Laboe seine helfenden Hände gebraucht werden – auch weil er lediglich 15 Autominuten entfernt wohnt. Ein anderes Mal fährt er das Infomobil zum nächsten Einsatzort, betreut auf Veranstaltungen den Seenotretter-Stand, leert Sammelschiffchen oder kümmert sich als Zahlenmensch gemeinsam mit DGzRS-Mitarbeitern um die Buchhaltung des Informationszentrums.
Michael Pohl mag die Vielfalt seiner ehrenamtlichen Aufgaben. Am liebsten hält er Vorträge: „Ich bekomme dabei immer eine direkte Rückmeldung, kann in den Dialog mit den Menschen gehen, das macht mir unheimlich viel Spaß!“ Egal was er in seinem Ehrenamt macht, stets spürt der 64-Jährige großen Zuspruch und hohes Interesse. Dies liegt sicherlich auch an seiner Offenheit: Er ist neugierig auf andere Menschen und tauscht sich gern mit ihnen aus. Letztlich hat er bei den Seenotrettern das ideale Ehrenamt gefunden – es erfüllt ihn. Er fühlt sich wertgeschätzt und ihm gefällt besonders der starke Zusammenhalt untereinander. Deshalb verlässt er auch sehr gerne seine Terrasse mit dem schönen Blick auf Schwentine und Kieler Förde, um spontan im Informationszentrum auszuhelfen.