Die Basics für ein sicheres Miteinander auf dem Wasser

Wassersport soll Spaß machen und niemanden in Gefahr bringen. Voraussetzung dafür sind eine ganze Reihe von Fähigkeiten und solides Grundwissen – sie werden unter dem Begriff Seemannschaft zusammengefasst. Gute Seemannschaft bedeutet, dass Sie und die Crew das Boot beherrschen können, Kenntnisse von der Navigation und den Verkehrsregeln haben sowie Boot und Motor pflegen und warten können.

Foto: Ingo Wagner
Foto: Steven Keller

Wie im Straßenverkehr gilt auch auf See: Nehmen Sie Rücksicht und agieren Sie verantwortungsvoll

Beachten Sie folgende Grundregeln:

  • Fahren Sie nicht zu schnell. Lernen Sie die Kollisionsverhütungsregeln.
  • Halten Sie Abstand zur Berufsschifffahrt, zu (See-)Kajakfahrern, Tauchern und Anglern.
  • Vermeiden Sie Schwell (auch: Dünung).
  • Achten Sie auf Ihre Heckwelle, besonders in der Nähe anderer.
  • Fahren Sie in der Nähe von Anlegern und Ankerplätzen langsam.
  • Befahren Sie keine Gebiete mit Schwimmern.
  • Schützen Sie die Umwelt. Abfälle gehören an Land, weder Öl noch Treibstoff dürfen ins Wasser fließen.
  • Halten Sie genügend Abstand zu Tonnen, Bojen und den Markierungen, die von Fischern oder Tauchern ausgebracht wurden.
  • Achten Sie stets auf andere Schiffe und die Umgebung.
  • Kein Alkohol am Ruder. Das Gleiche gilt für andere Drogen und bewusstseinsverändernde Medikamente.

Sichere Geschwindigkeit: Sicherheit für Fahrzeug und Crew

Wie auch im Straßenverkehr ist die Geschwindigkeit ein wichtiger Faktor:

  • Warnen Sie Ihre Crew vor plötzlichen Beschleunigungen, damit sie sich sichern kann. Das gilt auch vor schnellen Richtungswechseln oder bei plötzlichem Wellengang.
  • Achten Sie auf rutschsicheren Deckbelag und das richtige Schuhwerk der Crew.
  • Richten Sie sich bei der Geschwindigkeit nach dem Wohlbefinden der Crew.
  • Fahren Sie bei ruppiger See oder starkem Seegang langsamer.
  • Bedenken Sie: Bei schneller Fahrt auf kleinen Booten ist die Gefahr von Rückenverletzungen oder dem Überbordgehen hoch.

Kollisionsverhütungsregeln: Grundvoraussetzung für den sicheren Verkehr auf See

Die Kollisionsverhütungsregeln sind international festgelegt und gelten für alle Verkehrsteilnehmer, ob Container-Riese oder Segelyacht. Besonders in Gebieten mit hohem Verkehrsaufkommen ist die genaue Kenntnis der Kollisionsverhütungsregeln (KVR) zwingend erforderlich. Die KVR können auf der Website des ELWIS als PDF heruntergeladen werden.

Seezeichen: Grundlage der sicheren Navigation

Eine genaue Übersicht aller Seezeichen, Leuchtfeuer und Schallsignale finden Sie auf der Seite des Bundesministeriums der Justiz und für Verbraucherschutz.

Lateralzeichen bezeichnen Fahrwasser, Kardinalzeichen warnen vor Gefahrenstellen.

Die Seeschifffahrtsstraßen-Ordnung regelt außerdem, welche Lichter welches Wasserfahrzeug wann führen muss. Positionslichter helfen bei schlechter Sicht oder Dunkelheit, andere Boote zu erkennen, den Kurs abzuschätzen sowie Größe und Art eines Fahrzeugs zu identifizieren.

Lichterführung
Lichterführung im Überblick.
Foto: Steven Keller

Mensch-über-Bord-Manöver: Im Notfall souverän agieren

Immer eine Hand fürs Boot und eine Hand für sich selbst. Denn nicht nur bei Seegang gibt es viele Ursachen, über Bord zu stürzen. Sie rutschen aus, stolpern oder verlieren einfach das Gleichgewicht. Es muss Bestandteil der Sicherheitseinweisung der Crew vor jedem Törn sein, zu besprechen, was zu tun ist, wenn ein Mensch über Bord geht. Die Crew muss das Mensch-über-Bord-Manöver (veraltet: Mann-über-Bord-Manöver) auch allein beherrschen, falls es der Skipper ist, der über Bord gestürzt ist. Je nach Wetter, Seegang und Fahrzeugtyp gibt es unterschiedliche Manöver, außenbords gegangene Menschen zu retten. Schon manche Besatzung ist daran gescheitert, die Person an Bord zu ziehen, vor allem wenn diese ohnmächtig ist. Auch hier gilt: Übung macht den Meister. Trainieren Sie mit Ihrer Crew Manöver und das An-Bord-Holen.

→ Weitere Informationen: Was tun im Notfall?

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Checkliste Motorenkunde: Überraschungen vermeiden

Kleine Ursache, große Wirkung. Oft reicht ein verstopfter Filter oder ein leerer Tank, um einen Rettungseinsatz auszulösen. Ein Check vor jedem Törn kann dies verhindern. Wichtig: Warten Sie Ihren Schiffsmotor regelmäßig.

Foto: Per Kasch@SeverinWendeler
  • Eine wichtige Faustregel für das Bunkern von Kraftstoff: Rechnen Sie mit einem Drittel für die Hin-, einem Drittel für die Rückfahrt und einem letzten Drittel als Reserve. Berechnen Sie genau, wie viel Kraftstoff Sie für die geplante Fahrt brauchen.
  • Denken Sie an genügend Treibstoff für einen eventuell vorhandenen Ersatzmotor.
  • Prüfen Sie, ob Öl oder Kraftstoff ausläuft, und kontrollieren Sie regelmäßig den Kraftstofffilter. Verunreinigungen oder Wasser sind ein Hinweis, dass die Kraftstoffzufuhr nicht sauber ist.
  • Kontrollieren Sie regelmäßig die Kühlwasserleitung auf brüchige oder defekte Schläuche.
  • Beseitigen Sie mögliche Ablagerungen am Seewasserfilter. Er könnte sonst verstopfen.
  • Für Zwei-Kreis-Kühlwassersysteme gilt wie beim Auto: Achten Sie auf ausreichend Kühlwasser im Ausgleichsbehälter, aber öffnen Sie den Deckel erst, wenn der Motor abgekühlt ist.
  • Prüfen Sie den Keilriemen in regelmäßigen Abständen auf Beschädigungen.
  • Prüfen Sie den Ölstand und füllen Sie bei Bedarf Öl nach.
  • Wer einen Benzin-Innenbordmotor hat, muss den Motorraum vor dem Start entlüften.
  • Ein sauberer und trockener Motorraum erleichtert die notwendigen Kontrollarbeiten und die Fehlersuche.
  • Halten Sie notwendige Werkzeuge und Ersatzteile an Bord bereit. 
  • Funktioniert die Kühlung, kommt Kühlwasser aus dem Auspuff oder Kühlwasserauslass?
  • Tritt irgendwo Treibstoff oder Wasser aus?
  • Achten Sie auf ungewohnte Vibrationen oder Geräusche.
  • Machen Sie eine regelmäßige Sichtkontrolle des Motorraums.
  • Prüfen Sie, ob alle Instrumente richtig anzeigen.
  • Vermeiden Sie es, längere Zeit mit Vollgas zu fahren.

Brandbekämpfung: In der Krisensituation richtig reagieren

Feuer an Bord gehört zu den absoluten Krisensituationen für eine Crew. Ein Brand führt oft zu verheerenden Schäden, wenn nicht gar Totalverlusten von Booten. Deshalb sollte nicht nur das richtige Löschmittel zur Hand sein. Die Crew sollte den Umgang damit regelmäßig trainieren. Die Hauptursache für Feuer an Bord ist die Elektrotechnik. Alte Kabel, defekte Isolationen, Korrosion oder verschmutzte Kontakte führen leicht zu Kurzschlüssen oder erhöhten Übergangswiderständen. Darüber hinaus können Brände jedoch auch andere Ursprünge haben. Gasanlage, Motorraum und Batterie liefern insbesondere bei schlechter Wartung ein erhebliches Gefahrenpotenzial.

Trainings mit dem Löschmittel können Leben retten

Dass nicht jedes Löschmittel für den Einsatz an Bord geeignet ist, wissen die meisten. Wie ein Schiffsführer im akuten Fall mit dem Löschmittel umgehen soll, wird aber viel zu selten trainiert oder auch nur ausprobiert. Abhilfe schaffen spezielle Trainings, die zum Beispiel von der Feuerwehrakademie in Hamburg oder Segelschulen im Rahmen der World-Sailing-Sicherheitstrainings angeboten werden. Dort erfahren Sie, wie Sie sich dem Brand an Bord nähern sollten. Außerdem erleben Sie dort, wie schnell etwa ein einzelner Handfeuerlöscher aufgebraucht ist.

Tipp: Mindestens zwei 2 kg Pulverlöscher sollten zur Standardausrüstung jedes Bootes gehören. Besser sind Löscher mit 6 kg Löschmittel.

Elektronische Navigation: Kennen Sie die Vorteile und Tücken?

Mit dem Einzug der Tablets und Smartphones in den Alltag hat sich im Bereich der elektronischen Navigation viel getan. Neben den klassischen Plottern versprechen Apps für mobile Endgeräte benutzerfreundliche Navigation. Wer dem Computer die Arbeit überlässt, sollte jedoch einiges beachten.

Elektronische Seekarten sind zum Navigieren auf engem Raum nicht ideal

Denn elektronische Seekarten basieren im Grunde auf großräumigen Seekarten der Berufsschifffahrt. Je nach Bildschirmkonfiguration ergeben sich bei der Nutzung von elektronischen Seekarten Darstellungsprobleme. Untiefen sind in niedrigeren Zoomstufen oft noch nicht erkennbar. Hinzu kommt, dass Sie immer eine gewisse Ungenauigkeit bei der Positionsbestimmung des GPS-Systems einkalkulieren müssen. Das können Ungenauigkeiten von bis zu 200 Meter sein. Gründe hierfür sind unter anderem eine unzureichende Leistung des GPS-Moduls oder eine schlechte Satellitenkonfiguration im Endgerät. Tablets ohne 4G-Modul nutzen in der Regel eine Datenbank aus WLAN-Hotspots, um die jeweilige Position zu bestimmen.

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Foto: Per Kasch@SeverinWendeler

Professionelle Plotter haben weitaus leistungsfähigere GPS-Module

Sie sind daher im aktiven Einsatz auch in schwer zugänglichen Regionen weitaus genauer, auch dann, wenn Sie zum Beispiel durch Gebirge abgeschirmt sind. Wer sich unter diesen Umständen ausschließlich auf seinen Plotter verlässt, der sitzt mitunter schneller auf einem Stein, als er es für möglich halten könnte. Trotzdem ist moderne Navigationselektronik gerade im großflächigen Raum und bei langen Strecken sinnvoll.

Unser Tipp: Zur entspannten Törn-Planung auf dem heimischen Sofa oder in der Kabine eignen sich Tablets hervorragend. 

An Deck sollten Sie auf einen professionellen Plotter zurückgreifen

Alternativ können Sie Ihr mobiles Endgerät mit einer entsprechenden Schutzhülle versehen. Hochglanzbildschirme, wie sie auf vielen modernen Geräten zu finden sind, rüsten Sie mit Entspiegelungsfolien für den Einsatz bei starker Sonneneinstrahlung aus. Damit Sie auch für den Fall eines Stromausfalles oder Kurzschlusses bzw. sonstige Schwierigkeiten mit der Elektronik an Bord nicht in Bedrängnis geraten, gehört das klassische Navigationsbesteck dennoch zur unbedingten Standardausrüstung auf jedem Boot. Sollten Sie das Gefühl haben, dass ihre „analogen“ Navigationskenntnisse im digitalen Alltag verblasst sind, empfiehlt sich ein Auffrischungskurs. Fast alle Wassersportschulen bieten diese Kurse an.

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