Das Team zählt – auf See wie an Land
Karl-Heinz Willmann engagiert sich in Papenburg mit viel Herzblut für die Seenotretter. Gemeinsam mit drei Mitstreitern betreut er rund 60 Sammelschiffchen, hält Vorträge und ist bei Veranstaltungen aktiv – stets mit dem Ziel, Menschen für die mitunter lebensrettende Arbeit seiner Kollegen auf See zu begeistern.
Mindestens alle zwei Wochen macht sich Karl-Heinz Willmann auf den Weg zum Besucherzentrum der Meyer Werft in Papenburg, in der Tasche Schlüssel, Quittungsblock und Geldbeutel. Dort leert er das ertragreichste Sammelschiffchen der Stadt: Allein im vergangenen Jahr haben die Gäste insgesamt rund 4.500 Euro in die Spendendose gesteckt. Das ist einsamer Rekord unter den rund 60 Liegeplätzen in der Stadt an der Ems.
Das hohe Ergebnis hat viele Gründe: Zum einen flechten die Gästebetreuer – darunter Karl-Heinz Willmann selbst – die Seenotretter geschickt in ihre Geschichten über die Seefahrerstadt Papenburg, den dortigen Schiffbau und das traditionsreiche Familienunternehmen Meyer Werft ein. Zum anderen gibt es auf 3.500 Quadratmetern Ausstellungsfläche neben Balkonkabinen moderner Kreuzfahrtschiffe, einem riesigen Schiffspropeller und detailreichen Schiffsmodellen einen Infostand der DGzRS sowie den Seenotrettungskreuzer HERMANN RUDOLF MEYER en miniature. Und sicherlich wird den Besucherinnen und Besuchern mit Blick auf die hier entstehenden Ozeanriesen bewusst, wie wichtig die Arbeit der Seenotretter ist – auch für sie persönlich.
Karl-Heinz Willmann ist in Papenburg für die Seenotretter im Einsatz – wie hier im Besucherzentrum der Meyer Werft. Foto: David Hecker | Das Papenburger Ehrenamtsteam Alexander Schröter (v. l.), Michael Hockmann und Karl-Heinz Willmann – es fehlt Jens Borsch – bei einer Veranstaltung der Stadt an der Ems mit Bürgermeisterin Vanessa Gattung. Foto: Stadt Papenburg
Ein weiterer Ort, der eng mit der Meyer Werft verbunden ist, beherbergt ebenfalls ein Sammelschiffchen: die „Gesine von Papenburg“. Auszubildende des Unternehmens bauten die Rekonstruktion einer historischen Schmack 1985. Das Segelschiff erinnert an das maritime Erbe der Stadt. Andere Ankerplätze sind in Gaststätten, Wassersportvereinen, Restaurants und im Maritimen Erlebniszentrum. Karl-Heinz Willmann betreut sie gemeinsam mit Michael Hockmann, Alexander Schröter und Jens Borsch – es ist das Team Papenburg, wie Willmann es nennt. Für den gebürtigen Sauerländer steht fest: Der Erfolg beruht auf dessen Einsatz. Der 75-Jährige engagiert sich seit mehr als zehn Jahren ehrenamtlich für die DGzRS. Überzeugter Spender ist er schon mehr als drei Jahrzehnte lang, für ihn als ehemaligen Sportbootfahrer ist dies selbstverständlich.
Die Liebe für den Wassersport entfacht bei ihm vor Jahrzehnten sein Onkel aus Hamburg bei einem ersten Segeltörn rund um Bornholm. Danach lässt ihn der anspruchsvolle Wassersport nicht mehr los. Gemeinsam mit seiner Frau Bärbel ist Willmann regelmäßig mit eigener Yacht auf Nord- und Ostsee unterwegs. Er braucht die Ruhe, die Abgeschiedenheit „weit weg von der Zivilisation“ als wertvollen Ausgleich. Doch das Paar erlebt auch, wie gefährlich es da draußen sein kann. Bei einem Törn von Bornholm nach Gedser geraten die beiden in eine schneller als erwartet aufziehende Gewitterfront: Mit mindestens neun Beaufort fegt der Sturm über ihre Stahlyacht hinweg. Nach einem Blitzeinschlag fällt die komplette Bordelektronik aus, Wind und Wellen lösen den Anker. Willmann muss ihn – gesichert mit einer Leine – wieder an Bord ziehen, um Schäden zu vermeiden. Seitdem ist sein Respekt vor den Naturgewalten noch größer.
Bei einem anderen Törn liegen sie einmal in Langballigau direkt neben dem Seenotrettungsboot. Dort kommt das Paar mit Vormann August Wilhelm Philippsen ins Gespräch, für Karl-Heinz Willmann ein Schlüsselmoment: „Da ist bei mir der Groschen gefallen. Ich sagte mir: ‚Wenn ich mehr Zeit habe, engagiere ich mich für die Seenotretter.‘“ Nach seiner Pensionierung zieht er 2015 mit seiner Frau von Düsseldorf nach Papenburg – wenig später beginnt er sein Ehrenamt bei der DGzRS.
Seitdem ist er regelmäßig an Land im Einsatz. Er betreut Sammelschiffchen, hält Vorträge auf Flusskreuzfahrtschiffen und in Yachtclubs, ist gemeinsam mit seinen drei Mitstreitern bei Veranstaltungen präsent. Ihm liegt der Umgang mit Menschen, die Unterhaltungen bereichern ihn. Der 75- Jährige steht gerne vor Publikum, nach vielen Jahren als Referatsleiter für Personalwesen versteht er es, andere für eine gute Sache zu gewinnen. Das zeigt sich auch in den nach Vorträgen oft bis unter die Ladeluke gefüllten Sammelschiffchen – so wie im Besucherzentrum der Meyer Werft oder auf Flusskreuzfahrtschiffen.