Er ist der erste Seemann in seiner Familie – und einer, der sich auch an Land engagiert. Dort unterstützt der 28-Jährige jene, die ihm im Ernstfall auf See helfen: die Seenotretter.
Es klingt fast wie ein Urlaub, wenn Niklas Mönnich von seinem nächsten Einsatzort erzählt: In wenigen Wochen fliegt er in den Südpazifik nach Tahiti. Die abgelegene Insel zwischen Australien und Südamerika weckt bei vielen Fernweh: Sie träumen sich in Hängematten unter Palmen mit weißen Sandstränden und türkisblauem Wasser. Doch für den 28-Jährigen ist sie nach drei Monaten im niedersächsischen Hatten „nur“ der Ausgangspunkt für seine nächste große Fahrt: In der Hafenstadt Papeete steigt er auf dem deutschen Forschungsschiff „Sonne“ ein, zu dessen Stammbesatzung er gehört. Für ihn heißt es dann wieder: Schiff warten und pflegen, wissenschaftliche Geräte ins Wasser setzen. Bei den Experimenten geht es um die Folgen des Klimawandels, den Schutz mariner Ökosysteme und die Nutzung von Meeresressourcen.
Niklas Mönnich fühlt sich wohl an Bord: „Jeder kann sich auf jeden verlassen.“ Er mag seine Arbeit – auch wenn sie ihn regelmäßig für Monate von seinem Zuhause trennt. Der Kontakt zur Heimat reißt dank modernster Technik jedoch selbst über Tausende von Seemeilen nie ab. Meist ist die „Sonne“ im Pazifik oder im Indischen Ozean unterwegs. „Ich sehe viel von der Welt, komme in Länder, die ich sonst nie besuchen würde, lerne andere Kulturen kennen“, sagt er begeistert. Er schwärmt von der unendlichen Weite der See, oft ist tagelang bis zum Horizont nur Wasser zu sehen, von der einmaligen Natur, den exotischen Tieren. In seinen Worten schwingt ein wenig Seefahrerromantik mit, die es offenbar auf dem Forschungsschiff noch gibt.
An der Küste verwurzelt
Sein langer Weg nach Französisch-Polynesien beginnt in Norddeutschland: Niklas Mönnich wächst in Oldenburg und im benachbarten Hatten auf. Früh ist die ostfriesische Küste mit Wattenmeer, Inseln und Nordsee ein wichtiger Teil seines Lebens: Im Campingwagen seiner Großeltern in Harlesiel und später auf Wangerooge verbringt er viele Stunden an der See, beobachtet vorbeiziehende Frachter – und träumt sich an Bord. Zwar gibt es in seiner Familie einige Schiffbauer und Werftarbeiter, Seemann ist allerdings niemand. Trotzdem steht für ihn schon als Junge fest: Er möchte zur See fahren – ein Praktikum auf einem Hafenschlepper kurz vor seinem Realschulabschluss verstärkt seinen Wunsch. Doch zunächst schließt Niklas Mönnich in einer Lkw-Werkstatt eine Lehre zum Kfz-Mechatroniker ab. Danach folgt eine Ausbildung zum Schiffsmechaniker bei der Leeraner Reederei Briese in der Abteilung Forschungsschifffahrt. Auf den Forschungsschiffen „Meteor“ und „Sonne“ lernt er alles von der Pike auf, bleibt nach seiner Lehre bei der Reederei – und seit vier Jahren fährt er sowohl auf der 55 Meter langen „Heincke“ als auch auf der 116 Meter langen „Sonne“.
„Etwas zurückgeben“
Fast genauso lange engagiert sich Niklas Mönnich für die Seenotretter: „Ich möchte etwas zurückgeben“, sagt er. „Schließlich sind sie es, die uns Seeleute im Notfall retten.“ Schon als Kind sieht er ihre Seenotrettungskreuzer und -boote in den Häfen, die Sammelschiffchen in den Hafengaststätten stehen. Er lernt, wie wichtig diese Arbeit für alle auf See ist. Persönlich mit hinausfahren kann der 28-Jährige allerdings nicht – die nächste Freiwilligenstation liegt zu weit entfernt. Doch auch an Land braucht das #TeamSeenotretter engagierte Ehrenamtliche, die sich unter anderem um die rund 13.000 Sammelschiffchen kümmern.
Niklas Mönnich betreut in der Region Oldenburg rund 20 Einheiten der 32-Zentimeter-Klasse, wie die Spendendose auch liebevoll genannt wird. Regelmäßig fährt er zu ihren Ankerplätzen, löscht und zählt ihre Ladung, hält Klönschnack mit den Menschen vor Ort. Mal stecken ein paar Euros in den Schiffchen, mal mehrere Hundert. Der 28-Jährige mag sein Ehrenamt: „Es passt perfekt zu mir. Ich kann mir meine Zeit frei einteilen und selbst entscheiden, wann ich die Schiffchen leere.“ Wenn er nach seiner dreimonatigen Forschungsreise im tropisch-feuchten Südpazifik wieder im nasskalten Norddeutschland ankommt, besucht er erneut „seine“ Liegeplätze und greift zu Schlüssel und Quittungsblock.