In Lebensgefahr vor Norderney: Seenotretter im Einsatz für Segelcrew

Mehr als 40.000 Besucher beim Tag der Seenotretter an Nord- und Ostsee

Auch am Tag der Seenotretter sind die Besatzungen der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) auf Nord- und Ostsee selbstverständlich einsatzbereit – und in diesem Jahr auch wieder mehrfach im Einsatz gewesen. Besonders dramatisch war am Sonntag, 30. Juli 2023, ein Seenotfall vor Norderney: Die Segelyacht einer polnischen Crew war auf einer Sandbank festgekommen, die starke Brandung drohte das Schiff zu zerschlagen – Lebensgefahr. Mit dem Seenotrettungsboot OTTO DIERSCH schleppten die Seenotretter der Freiwilligen-Station Norddeich die Segelyacht samt dreiköpfiger Besatzung aus der Gefahrenzone.

Eine Segelyacht ist auf See im Schlepp eines Seenotrettungsbootes

Mit dem Seenotrettungsboot OTTO DIERSCH der DGzRS schleppen die freiwilligen Seenotretter der Station Norddeich eine Segelyacht aus der gefährlichen Brandung vor Norderney.

Foto: Die Seenotretter – DGzRS

Gegen 15 Uhr erfuhr die von der DGzRS betriebene deutsche Rettungsleitstelle See (Maritime Rescue Co-ordination Centre, MRCC Bremen) von der Notlage der zwei Frauen und des Mannes: Im Seegatt Schluchter waren sie etwa eineinhalb Seemeilen (rund drei Kilometer) nordwestlich von Norderney mit ihrer Segelyacht festgekommen. Die starke Brandung hob das etwas mehr als zehn Meter lange Boot immer wieder an und ließ es auf den harten Sandboden aufsetzen – es drohte auseinanderzubrechen. Sofort alarmierte das MRCC die freiwilligen Seenotretter der Station Norddeich, die bereits wenige Minuten später mit dem Seenotrettungsboot OTTO DIERSCH Kurs auf den Havaristen nahmen. Zudem beendete der Seenotrettungskreuzer HANS HACKMACK seinen Besuch zum Tag der Seenotretter auf Langeoog und fuhr zum Unglücksort.

Vor Ort versuchten die Seenotretter aus Norddeich mit der OTTO DIERSCH möglichst dicht an die Segelyacht heranzukommen, um eine Leinenverbindung herzustellen. Dies war jedoch bei südwestlichem Wind der Stärke 6 (bis zu 49 Kilometer pro Stunde), bis zu zweieinhalb Metern Seegang und ablaufendem Wasser eine große Herausforderung. „Wir mussten gut aufpassen, nicht selbst festzukommen“, beschreibt der freiwillige Vormann Marcus Baar die Situation. Als die Brandung die Segelyacht leicht vertrieb, erkannten die freiwilligen Seenotretter ihre Chance sofort: Schnell näherten sie sich mit ihrem Seenotrettungsboot dem Havaristen so weit, dass sie eine Leine hinüberwerfen konnten – die Schleppverbindung war hergestellt.

Die OTTO DIERSCH schleppte die Segelyacht samt unverletzt gebliebener Besatzung in tieferes Wasser bis vor Norderney. Das Tochterboot EMMI des Seenotrettungskreuzers HANS HACKMACK übernahm den Havaristen und brachte ihn in den sicheren Hafen. „Es ist gerade noch einmal gut gegangen“, sagte Marcus Baar nach der Rettung. Wenig später und der Havarist wäre vermutlich von der starken Brandung zerschlagen worden und aus der Segelcrew wären Schiffbrüchige geworden.

Die Seegatten zwischen den Ostfriesischen Inseln Juist und Norderney gelten auch unter erfahrenen Seglern als äußerst anspruchsvoll. Eine exakte Navigation ist erforderlich, da die Fahrwasser an gefährlichen Sandbänken vorbeiführen. Eine Strandung in diesem Bereich ist extrem gefährlich für Schiff und Besatzung. Durch natürliche dynamische Prozesse können sich die Fahrwasser ständig verlagern, weshalb vor dem Anlaufen der Seegatten unbedingt aktuelle Informationen zur Lage eingeholt werden sollten.

Mehr als 40.000 Gäste besuchten die DGzRS-Stationen zwischen Borkum im Westen und Ueckermünde im Osten am zurückliegenden Wochenende zum Tag der Seenotretter. Sie beobachteten Rettungsvorführungen, besichtigten die Seenotrettungskreuzer und -boote – und erlebten an einigen Stationen, wie schnell die Seenotretter nach einer Alarmierung zum tatsächlichen Einsatz auslaufen, um Menschenleben zu retten. Der vor mehr als 20 Jahren von der DGzRS initiierte Aktionstag ist für die Seenotretter von großer Bedeutung. Denn nach wie vor wird ihre gesamte Arbeit durch Spenden und freiwillige Beiträge finanziert.

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