50 Jahre freiwillige Seenotretter im Kieler Olympiahafen

Zu den Olympischen Spielen 1972 hat die DGzRS ihre Station Schilksee gegründet. Damals, vor 50 Jahren, war die Kieler Förde Austragungsort der Segelwettbewerbe. Die dort besonders hohe Konzentration von Berufsschifffahrt und Wassersport in einem vergleichsweise kleinen Seegebiet macht das Revier für die 23 freiwilligen Rettungsleute auch heute noch anspruchsvoll. Um die Förde und die weitere Kieler Bucht zu sichern, arbeiten die Schilkseer Seenotretter deshalb auch mit dem in der Nähe stationierten Seenotrettungskreuzer BERLIN aus Laboe zusammen. 

Die freiwilligen Seenotretter der Station Schilksee (v.l.n.r. und v.o.n.u.): Dedel, Okke, Timo, Heinz, Helmut, (Seenotrettungsboot  GERHARD ELSNER), Oke, Siggi, Micha, Karsten, Micha, Cedric, Peter, Claudia, Micha, Siso, Martin, Fiete, Eduard, Micha, Lars, Marek, Jorge, Jürgen.

Am 28. August 1972 werden die olympischen Segelwettkämpfe am neu errichteten Olympiazentrum im Kieler Stadtteil Schilksee eröffnet. Kurz zuvor hat die DGzRS dort eine Rettungsstation gegründet – maßgeblich daran beteiligt ist Hermann Splieth gemeinsam mit anderen Mitgliedern eines Segelvereins. Schnell zeigt sich die Bedeutung der neuen DGzRS-Station für den zunehmenden Wassersport. So erlebt Splieth Ende der 1970er- Jahre, wie eine Windhose durch eine Regatta fegt: Mehrere Boote sinken, aber die Seenotretter bringen alle Segler sicher an Land. Splieth leitet die Station bis 2002 als freiwilliger Vormann, dann übernimmt Detlev „Dedel“ Sass das Ehrenamt. 

Bereits seit mehr als 20 Jahren ist Seenotretter Heinz Herrmann dabei. „Ich wusste: Wenn ich in den Vorruhestand gehe, möchte ich etwas für die Allgemeinheit tun. Ein Segelkollege hat mich zur Gesellschaft mitgenommen“, erinnert sich der Freiwillige an seinen Einstieg bei der DGzRS Anfang der 2000er-Jahre. 

Heinz Herrmann ist erst etwa ein Jahr dabei, als es zu einem Einsatz kommt, der ihn nachhaltig prägt. Gemeinsam mit Vormann Detlev Sass und einem als Rettungsassistenten ausgebildeten Seenotretter ist er auf Kontrollfahrt. „Alles verlief normal, bis wir den Funkspruch eines Angelkutters mithörten“, sagt er. Ein Vater hat bei einem Angeltörn mit seinem Sohn seine Rute ausgeworfen. Dabei verfängt sich der Dorschhaken im Hinterkopf seines Sohnes. „Wir sind sofort hin!“ 

Der Rettungsassistent steigt über und übernimmt die medizinische Erstversorgung. Der junge Patient muss schnellstens in ein Krankenhaus. Die Seenotretter nehmen ihn an Bord des Seenotrettungsbootes und eilen zurück zum Hafen. „Den Angelhaken ließen wir drin“, berichtet Heinz Herrmann. „Der Junge war noch ansprechbar, also stellten wir ihm die banalsten Fragen, sorgten dafür, dass er sprechen musste.“ 

Im Hafen übergeben die Seenotretter den Patienten an den herbeigerufenen Landrettungsdienst. „Später erfuhren wir: Es ist alles glücklich verlaufen, dem Jungen geht’s gut. Genau dafür machen wir das. Dafür engagieren wir uns freiwillig und fahren raus“, betont Heinz Herrmann. 
 

Die Freiwilligen-Station Schilksee der DGzRS ist 50 Jahre alt. Ihr Revier an der Kieler Förde ist anspruchsvoll und gehört zu den am stärksten befahrenen der DGzRS. Um die Förde und die weitere Kieler Bucht zu sichern, arbeiten die Schilkseer Seenotretter häufig mit dem in der Nähe stationierten Seenotrettungskreuzer BERLIN aus Laboe zusammen (1). Respekt vor den Naturgewalten: Der „Wendtorf-Orkan“ im August 1989 zerstörte mehr als 100 Schiffe (2). Seit 2019 ist in Schilksee das Seenotrettungsboot GERHARD ELSNER stationiert (3). 

Respekt vor der Natur, die stärker ist als der Mensch 

Detlev Sass übergibt das Vormannsamt im April 2017 an Hans-Jürgen Naumann. Auf die Frage, was ihn neben seiner nautischen Erfahrung geprägt hat, antwortet Naumann: „Ich habe großen Respekt vor der Natur, sie ist stärker als wir Menschen.“ 

Mit einem Rückblick auf den Sommer 1989 werden seine Worte unterstrichen. In der Nacht auf den 28. August erreicht der zunächst mit „Nord-Ost, sieben Beaufort“ angekündigte Wind Orkanstärke – also zwölf Beaufort. Die Station Schilksee ist, wie bei solchen Wetterlagen üblich, besetzt. Die Freiwilligen haben alle Hände voll zu tun. 

Als der Wind etwas abflaut, laufen die Seenotretter nach Wendtorf aus. Dort bietet sich ein schreckliches Bild: am Liegeplatz gesunkene Yachten, aufgeworfene Stege, abgerissene Planken, zerrissene Segel und zerstörte Leinen sowie Boote auf der Drift durch den Hafen. 76 Schiffe sind gesunken, mehr als 100 komplett zerstört. Der Orkan ist heute auch als „Wendtorf-Orkan“ bekannt. 
 

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Generationswechsel 

2021 folgt Marek Przybilla auf Hans-Jürgen Naumann. Die Mannschaft wählt den damals 24-Jährigen einstimmig zum neuen freiwilligen Vormann. Damit ist er der jüngste Stationsleiter der DGzRS. „Ich habe schon immer gern Verantwortung übernommen und scheue mich nicht, schwierige Entscheidungen zu treffen“, sagt er. Das 2019 in Dienst gestellte Seenotrettungsboot GERHARD ELSNER ist für die Schilkseer ein hervorragendes Einsatzmittel. „Es ist vollgepackt mit moderner Technik und sehr gut zu handhaben, bei jedem Wetter. Wir decken ein extrem breites Einsatzspektrum ab“, beschreibt Przybilla. 

Am wichtigsten ist für ihn der Zusammenhalt im #TeamSeenotretter: „Wir sind eine eingespielte Mannschaft mit hoher Einsatzbereitschaft. Wenn ich mal etwas nicht weiß, greift mir die Crew unter die Arme. Und egal, wer mit mir rausfährt, ich weiß, dass ich mich immer auf alle verlassen kann. Bei uns hilft jeder jedem – auch an Land.“  
 

 

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