16.12.2020

„Ein Gewinn – bis heute“

Die Geschichte von Hans-Hermann Trost (76) und den Seenotrettern lässt sich auf vielfältige Weise erzählen: Man kann sich ihr über seine Begegnungen mit den Rettungsleuten nähern oder über seine Faszination für die Technik der Rettungseinheiten schreiben. Man kann von seiner Begeisterung für die Jahrbücher berichten oder schildern, wie er selbst einmal auf die Hilfe der Seenotretter angewiesen war und sie ihm gemeinsam mit anderen vermutlich das Leben gerettet haben. Hans-Hermann Trost aus dem hessischen Fuldatal blickt auf eine Fülle von Erlebnissen mit der DGzRS zurück, die ihn in den zurückliegenden sechs Jahrzehnten immer enger mit ihr verbunden haben – als Mensch und auch als langjährigen Förderer. Das Erlebte ist „ein Gewinn – bis heute“, sagt er.

Mann steht an Land vor dem Bug eines Seenotrettungskreuzers

Seit mehr als 63 Jahren ist Hans-Hermann Trost (76) aus dem hessischen Fuldatal regelmäßiger Förderer der Seenotretter.

Als Hans-Hermann Trost 1944 nördlich von Kassel im beschaulichen Ihringshausen geboren wird, beginnt sein Lebensbuch. Wie viele Seiten 76 Jahre später mit Erinnerungen an Begegnungen mit den Seenotrettern und Reisen an die Küste gefüllt sein werden, ahnt damals im Norden Hessens noch niemand. Es ist sein Vater, der ihn mit beiden Themen in Kontakt bringt. Er drängt die Familie 1949 in den Sommerferien zu einer Reise an die Ostsee. Gemeinsam mit seinen Eltern verbringt der fünfjährige Hans-Hermann prägende Tage in Niendorf an der Lübecker Bucht. „Ich war fasziniert vom Meer und seinen Eigenarten. Strand, Sand und die Ostsee zogen mich in ihren Bann“, erinnert er sich. Die See lässt ihn nicht mehr los, immer wieder sucht er in den nächsten Jahrzehnten ihre Nähe: Seeluft einatmen, Hafenatmosphäre schnuppern und sehnsuchtsvoll Fischkuttern hinterherschauen, das gehört fortan zu seinem Leben einfach dazu, genauso wie wenige Jahre später die Seenotretter.

Ihnen begegnet Hans-Hermann Trost erstmals 1956 – in Form von Bildern und Worten. Eines Tages zieht sein Vater ein grünes Heft aus seiner Tasche: Es ist das Jahrbuch 1955 der Seenotretter. „In wenigen Tagen hatte ich alles gelesen und war begeistert“, erzählt Hans-Hermann Trost und lächelt. Für den Gymnasiasten ist es eine wahre Fundgrube. Manche Texte liest er wieder und wieder, saugt sie förmlich in sich auf. Die eindrucksvollen Schwarz-Weiß-Fotos und Berichte über die dramatischen Einsätze tun ein Übriges: „Das Jahrbuch wurde in der folgenden Zeit zu einer Art ‚Vademecum‘ für mich, manche Geschichten und Bilder begleiteten mich noch jahrelang“, sagt er mit einem Schmunzeln. Seine Neugierde ist geweckt. Er sucht und findet mit der Schriftenreihe „Katastrophen auf See“ und dem Buch „Sturm auf See“ weiteren Lesestoff. Bald nennen ihn seine Schulfreunde scherzhaft „unser Rettungsmann“. „Mich störte das nicht. Im Gegenteil: Es steckte ja auch eine gewisse Anerkennung darin.“

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