Ralf Baur

Ralf Baur

Bernd Flessner war zwischen 1992 und 2011 insgesamt 16 Mal Deutscher Meister im Windsurfen in der Gesamtwertung. In den einzelnen Disziplinen Wave, Slalom, Kursrennen und Freestyle erkämpfte er 39 Titel. Die Seenotretter und ihre Reviere auf Nord- und Ostsee kennt der gebürtige Norderneyer seit Kindertagen. Im Interview verrät er mehr über seine Windsurfleidenschaft, seine Heimatinsel und seine wichtige Aufgabe als neuer und ehrenamtlicher Botschafter der Seenotretter.

Welche drei Schlagworte fallen Ihnen zu den Seenotrettern ein?
Mut, Respekt und Demut. 

Die Besatzungen der DGzRS helfen Menschen auf See in Notsituationen. Was ist für Sie der wichtigste Aspekt der Arbeit der Seenotretter? 
Ich weiß, wie es ist, bei Sturm zu surfen. Aber mit einem Seenotrettungskreuzer bei jedem Wetter, bei Nacht oder im Nebel auszulaufen, um andere zu retten, ist eine ganz andere Nummer. Vor diesem freiwilligen Einsatz habe ich größten Respekt. Die Seenotretter sind letztlich wie ein Antivirenprogramm, das über mich wacht und immer da ist, wenn es brenzlig wird. 

Wann sind Sie den Seenotrettern das erste Mal begegnet? 
Als waschechter Norderneyer bin ich mit den Seenotrettern aufgewachsen: Sobald ich laufen konnte, stand ich am Hafen und habe mit großen Augen die Seenotrettungskreuzer und ihre Besatzungen bewundert. Schon als Junge habe ich für die DGzRS fleißig Spenden gesammelt und gestaunt, wenn die Seenotrettungskreuzer bei den Übungen vor dem Weststrand zeigten, was sie können. 
 

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Was bedeutet es für Sie, Botschafter der Seenotretter zu sein? 
Es ist für mich eine riesige Ehre. Ich freue mich sehr, dass ich es machen darf. Zumal ich mich schon mein Leben lang mit den Seenotrettern ganz eng verbunden fühle – auch emotional. 

Womit können Sie Ihrer Meinung nach die DGzRS als ehrenamtlicher Botschafter am besten unterstützen?
Bei jedem Vortrag, bei jeder Veranstaltung und bei jedem Gespräch, wo immer es möglich ist, werde ich die Seenotretter einbinden, die Menschen für das Thema sensibilisieren und vor allem um Spenden bitten. Vielleicht können wir auch gemeinsam beim diesjährigen „Windsurf World Cup“ auf Sylt einen Werbe-Tag für die DGzRS organisieren. Immerhin sind dort 200.000 Besucher vor Ort – das ist eine riesige Plattform. Hinzu kommt: Als Windsurfer kenne ich die See, ich weiß, wovon ich erzähle, ich bin absolut glaubwürdig und authentisch – das ist eine wichtige Währung. 

Sie sind Windsurfprofi: Was fasziniert Sie an diesem Sport?
Sobald ich den Wind an den Händen fühle und das Wasser an den Füßen spüre, öffnet sich für mich eine ganz andere Welt. Ich bin eins mit der Natur, mit den Elementen, die sich ständig ändern. Es sind jedes Mal äußerst intensive, beseelte und auch extrem befreiende Momente, die für mich bis heute hochemotional sind. 

Der Surfprofi Bernd Flessner wird von der Besatzung des Seenotrettungsbootes GILLIS GULLBRANSSON der Freiwilligen-Station Brunsbüttel aus der Nordsee „gerettet“.
Fotos: Steven Keller

Was sind Ihre schönsten Windsurf-Erinnerungen?
Das ist eine sehr schwierige Frage, die ich einfach nicht beantworten kann. Ich habe in den vergangenen Jahrzehnten so viele wahnsinnig schöne Momente auf dem Wasser rund um den Erdball erlebt, dass es mir schwer fällt, das eine Erlebnis zu benennen. 

Wie bereiten Sie sich auf das Windsurfen vor?
Wie jeder Surfer beobachte ich im Vorfeld das Wetter – wir sind alle Wetterexperten. Aus welcher Richtung kommt der Wind, wie stark ist er, wie sind die Temperaturen, welche Meeresströmung herrscht vor? Das sind alles wichtige Parameter für meine Planung, die ich jeden Tag aufs Neue prüfen muss, weil sie sich ständig ändern. Und genau das macht auch den Reiz meines Sportes aus. Die Umgebungsbedingungen sind nie gleich. Ich muss meine Ausrüstung immer wieder an die Gegebenheiten vor Ort anpassen. 

Haben Sie Verhaltenstipps für Hobby-Surfer? 
Jeder Wind- und Kitesurfer sollte wissen, welche Konsequenzen ablandiger Wind haben kann, und was es bedeutet, in Wellen zu surfen. Bei solchen Bedingungen heißt es im Falle eines Materialdefekts, mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht mehr alleine an Land zurückkommen zu können und so in eine lebensgefährliche Situation zu geraten. Auch sollten Surfer immer mindestens zu zweit rausfahren, damit sie sich im Notfall gegenseitig helfen können. Falls dies nicht möglich ist, sollte jeder alleinfahrende Surfer immer ein wasserdicht verpacktes Mobiltelefon dabeihaben, um gegebenenfalls Hilfe rufen zu können. 

Windsurfprofi und Seenotretter-Botschafter Bernd Flessner präsentierte am 16. Januar 2019 in Cuxhaven die Jahreseinsatzbilanz der Seenotretter an Bord des Seenotrettungskreuzers HARRO KOEBKE.

Als gebürtiger Norderneyer sind Sie ein echtes Küstenkind: Was ist für Sie das Reizvollste an der Nordsee? 
Besonders reizvoll sind die ständigen Veränderungen, die sich durch Ebbe und Flut ergeben. Die Nordsee ist für uns Surfer ein schwieriges und sehr ungemütliches Revier, das auch unbarmherzig sein kann. Und genauso wie die Seenotretter habe ich großen Respekt vor der See.

Was sollten Norderney-Urlauber auf jeden Fall gesehen haben?
Auf Norderney gibt es viele schöne Ecken: Jeder Urlauber sollte einmal auf dem Leuchtturm gestanden haben, um den wunderschönen Blick über die Küste und die Nordsee zu genießen. Das Kap Norderney ist ebenso sehenswert wie der Seenotrettungskreuzer EUGEN im Hafen. Und für einen ausgedehnten Spaziergang bietet sich als Ziel das Wrack am Ostende der Insel an.

Was ist Ihr Lieblingsort auf Norderney?
Sicherlich die Kaiserwiese, weil ich dort als Kind ungezählte Stunden verbracht habe. Mit dem Ort verbinde ich einfach sehr viele schöne Erinnerungen. 

Als Windsurfprofi sind Sie viel unterwegs. Was machen Sie am liebsten, wenn Sie mal einen Tag oder ein Wochenende frei haben? 
Dann versuche ich so viel Zeit wie möglich mit meiner Freundin und meinen beiden Kindern zu verbringen.  

Werden Sie Seenotretter – mit Ihrer Spende.

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Mit kleinen Spenden Großes schaffen! Jahr für Jahr sind die Seenotretter etwa 2.000 Mal auf Nord- und Ostsee im Einsatz – rund um die Uhr und bei jedem Wetter. Die Seenotretter benötigen dafür modernste Technik und äußerst seetüchtige, besonders leistungsfähige Schiffe, um die Risiken so gering wie möglich zu halten. Wenige Neubauten werden vor ihrer Indienststellung so „auf Herz und Nieren“ getestet wie unsere Rettungseinheiten.

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