Viele Menschen wünschen sich, dass nach ihrem Ableben nicht nur Tränen fließen. Manchmal gelingt es, dass die Trauer über den Verlust eines wertvollen Menschen der Freude darüber Platz macht, was von diesem Menschen bleibt. Das können liebe Erinnerungen oder wertvolle Ideen sein, das kann aber auch ein kleines Vermögen sein, das über den Tod hinaus Gutes bewirkt.

Am 15. September 2010 bekommen wir Post vom Amtsgericht Königswinter: die eröffnete Testamentskopie einer Frau Martha Stricker. Sie ist am 31. Juli im stolzen Alter von 94 Jahren in Bad Honnef verstorben. Gemeinsam mit einer weiteren gemeinnützigen Organisation hat sie die DGzRS als Erbin eingesetzt. Die Nachricht löst Betroffenheit aus, verbunden aber eben auch mit Freude und vor allem mit großer Dankbarkeit. Auch wenn wir zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht ahnen, in welcher Größenordnung wir mit der Unterstützung von Martha Stricker rechnen dürfen.

Diese Post vom Amtsgericht ist eine Überraschung. Martha Stricker hat der DGzRS zu Lebzeiten weder gespendet, noch hat sie uns über ihre Pläne einer letztwilligen Verfügung eingeweiht. Ja, wir kannten sie nicht einmal. Und doch muss sie der selbstlose Einsatz unserer Rettungsleute so tief beeindruckt haben, dass sie noch ein knappes Jahr vor ihrem Tod die Möglichkeit, die ihr der Erbvertrag mit ihrem bereits 1969 verstorbenen Mann bot, nutzte, damit ihr Vermögen etwas Bleibendes bewirkt. Das Ehepaar Stricker hatte keine Kinder. Eine weitläufige Verwandte und ihr Partner, die sich bis zum Schluss liebevoll um die alte Dame gekümmert haben, wussten um die Pläne von Frau Stricker, und haben sie tatkräftig bei der Umsetzung unterstützt. Auch ihnen sind wir zu großem Dank verpflichtet.

Martha Stricker
Martha Stricker hat die Seenotretter in ihrem Testament bedacht.
Hinter dem vereisten Molenturm fährt an einem Winterabend der Seenotrettungskreuzer HARRO KOEBKE.
Das Molenfeuer von Sassnitz markiert die Einfahrt in den Stadthafen. | Foto: Karsten Unger

Wenn es uns, so wie in diesem Fall, verwehrt ist, unseren Dank noch direkt auszusprechen, dann ist es für uns aber eine Selbstverständlichkeit und das Mindeste, was wir im Nachhinein tun können, dass wir uns persönlich der Abwicklung des gesamten Nachlasses annehmen. Aber auch da hatte Martha Stricker vorgesorgt: sie hat ihre Verwandte als Testamentsvollstreckerin eingesetzt, die sich vor Ort um die wichtigsten und dringendsten Dinge kümmern kann.

Wir halten das Andenken an Martha Stricker in Ehren: An unserer Rettungsstation in Sassnitz macht eine Danktafel auf ihr außerordentliches Engagement aufmerksam. Denn dank ihres Testamentes hat die Besatzung unseres Seenotrettungskreuzers HARRO KOEBKE endlich ein festes Zuhause, direkt neben dem Liegeplatz im Stadthafen von Sassnitz.

Mit solcher „Post vom Amtsgericht“ kann niemand rechnen, damit können wir nicht planen. Und doch wissen wir, dass vor allem die größeren Investitionen in die Erneuerung unserer Rettungsflotte und in die Stationsgebäude für unsere Besatzungen nur durch solche Formen der Unterstützung möglich sind. 

Das Stationsgebäude der Seenotretter, ein Backsteinbau mit Flachdach, im Hafen von Sassnitz.
Mit der Erbschaft finanzierte die DGzRS das 2010 eröffnete Stationsgebäude in Sassnitz, in dem die Besatzung des Seenotrettungskreuzers HARRO KOEBKE unter anderem eine Werkstatt und ein Materiallager hat. | Foto: ypscollection.de

Wir haben Hochachtung vor der Haltung von Martha Stricker, so wie vermutlich sie Hochachtung hatte davor, dass unsere Rettungsleute ihr eigenes Leben einsetzen, um das Leben anderer zu retten. Vielleicht aber war auch die Tatsache, dass die Arbeit von fast eintausend Rettungsmännern und –frauen auf 61 Schiffen ausschließlich durch freiwillige Zuwendungen und vollkommen ohne staatliche Mittel finanziert wird, ausschlaggebend für sie. Wir werden es nicht mehr erfahren, für uns bleibt es ein großartiges Zeichen des Vertrauens und der Verbundenheit, ein bleibendes Stück Sicherheit für unsere Besatzungen.

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