Schiffsglocke der „Johanne“ erklingt in Gedenkgottesdienst zum Seenotretter-Jubiläum

Auch heute können die Besucher beim „Open Ship“ im Neuen Hafen viele Rettungseinheiten aus dem In- und Ausland besichtigen. Der internationale Kongress beginnt am Montag.

Ein Gedenkgottesdienst für alle auf See Gebliebenen hat am Sonntagmorgen, 31. Mai 2015, in Bremerhaven den dritten und letzten Tag der Feierlichkeiten zum Jubiläum der Seenotretter eröffnet. Zum 150-jährigen Bestehen der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) erklang unter freiem Himmel im Schleusengarten in der Nähe des Großen Leuchtturms die Schiffsglocke der „Johanne“. Der Schiffbruch der Bark war Mitte des 19. Jahrhunderts einer der Auslöser zur Gründung eines organisierten deutschen Seenotrettungswerkes. Von morgen bis Donnerstag ist Bremerhaven schließlich Tagungsort des World Maritime Rescue Congress.

Die Glocke der „Johanne“ war zum Gedenken aller auf See Gebliebenen zu hören. Dieter Mader vom Inselmuseum Spiekeroog hatte sie nach Bremerhaven gebracht. Bei der Strandung des Großseglers im schweren Herbststurm vor der Insel im November 1854 waren 84 Menschen ums Leben gekommen. Berichte erschütterter Augenzeugen wurden daraufhin zur Initialzündung, um für Deutschlands Küsten Seenotrettungsstationen zu errichten und ein einheitliches privat-karitatives Seenotrettungswerk zu schaffen.

Bremerhavens evangelische Superintendentin Susanne Wendorf-von Blumröder, ihr katholischer Kollege Thomas Thannippara, Diakon Thomas Reinold und Seemannspastor Werner Gerke gestalteten den Gedenkgottesdienst. In ihrer zentralen Ansprache zu einem Kapitel der Apostelgeschichte über einen Schiffbruch auf Paulus’ Romreise erinnerte Wendorf-von Blumröder an die Gefahren der See im Allgemeinen und die des Einsatzes der Seenotretter im Besonderen. „Nahezu 82.000 Menschen verdanken ihnen seit 1865 schnelle Hilfe. Demgegenüber stehen 45 Rettungsmänner, die bei ihrem Einsatz für andere ums Leben kamen.“

Zwar sei die Schifffahrt in den vergangenen Jahrzehnten immer sicherer geworden. Doch auch in modernen Zeiten seien die Seenotretter immer wieder großen Gefahren ausgesetzt. „Im Mittelpunkt steht nach wie vor der Mensch. Sein Wissen, sein Können und seine Bereitschaft zum mitunter gefahrvollen Einsatz sind auch heute noch Grundvoraussetzungen für die Arbeit der DGzRS.“
Trotz aller Technik könnten manchmal jedoch auch die sehr gut ausgerüsteten Seenotretter nicht mehr helfen. „Es gehört zum Alltag der Besatzungen, auch mit belastenden Einsätzen klarkommen zu müssen. Zuweilen ist das Meer stärker als der Mensch und all seine Bemühungen. So war es schon zu Paulus’ Zeiten, und so wird es immer bleiben.“

Musikalisch gestaltet wurde der Gedenkgottesdienst vom Posaunenchor des Kirchenkreises Bremerhaven unter der Leitung von Hilke Austinat.

Seenotretter-Jubiläum 150 Jahre DGzRS

Rund ein Dutzend Schiffe der DGzRS sowie zahlreiche Rettungseinheiten ihrer ausländischen Schwesterorganisationen aus nahezu allen europäischen Nachbarländern sind heute noch im Neuen Hafen von Bremerhaven zu besichtigen, ferner einige deutsche Behördenschiffe und Hubschrauber der Partner der DGzRS auf und über See, darunter die Bundespolizei und die Deutsche Marine.

World Maritime Rescue Congress

Vom 1. bis 4. Juni ist die DGzRS Gastgeber des World Maritime Rescue Congress. Zu dieser internationalen Tagung der Seenotrettungsdienste, veranstaltet von der International Maritime Rescue Federation (IMRF), werden mehr als 300 Delegierte und Kongressteilnehmer aus aller Welt in Bremerhaven erwartet. Im Mittelpunkt stehen Fachvorträge und Arbeitsgruppen zum umfassenden Gedanken- und Erfahrungsaustausch über alle organisatorischen Unterschiede zwischen privaten und staatlichen Seenotrettungsdiensten hinweg. Das erste und bisher einzige Mal in ihrer langen Geschichte war die DGzRS im Juni 1959 Gastgeber dieser alle vier Jahre stattfindenden Veranstaltung.

Bereits am Freitag hatte die DGzRS ihren 150. Geburtstag mit einem Festakt im Bremer Rathaus und anschließender Taufe des neuen Seenotrettungsbootes HENRICH WUPPESAHL/Station Neustadt in Holstein auf dem Marktplatz begangen. Dazu war auch der Schirmherr der Seenotretter, Bundespräsident Joachim Gauck, nach Bremen gekommen.

Am Samstag erhielt im Rahmen einer Parade der internationalen Rettungseinheiten auf der Weser ein neuer Seenotrettungskreuzer den Namen ERNST MEIER-HEDDE. Das Typschiff der völlig neuen 28-Meter-Klasse ist für die Station Amrum vorgesehen.

In einem großen Veranstaltungszelt an der H.-H.-Meier-Straße läuft bis einschließlich 2. Juni die Messe „Maritime Sicherheit“. Dort präsentieren viele Partner der Seenotretter ihre Arbeit. Die Messe ist am heutigen Sonntag noch bis 20 Uhr sowie am Montag und Dienstag von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.

Das vollständige Programm der „Woche der Seenotretter“ mit einer Liste der teilnehmenden Schiffe finden Sie unter www.150-jahre-seenotretter.de.


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