Informationszentrum der Seenotretter neuer Besuchermagnet am Laboer Hafen
Die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) eröffnete den modernen, lichtdurchfluteten Anbau an ihr Stationsgebäude am Freitag, 20. März 2015. 150 Jahre nach Entstehung der Gesellschaft erfährt damit auch die Region Kiel eine besondere Würdigung. In der heutigen Landeshauptstadt war die DGzRS am 29. Mai 1865 gegründet worden.
In den vergangenen Monaten sind die Bauarbeiten am Stationsgebäude des Seenotrettungskreuzers BERLIN in Laboe nicht zu übersehen gewesen. In unmittelbarer Nachbarschaft des Liegeplatzes des Spezialschiffes ist als Anbau ein modern gestalteter Ausstellungsraum entstanden. Zudem wurde in die ehemalige Bootshalle eine Zwischendecke eingezogen, um Platz für drei kleine Büroräume und Sanitäranlagen zu schaffen. Das umgebaute Haus fügt sich harmonisch in das Konzept der Gemeinde zur Neugestaltung des Hafenumfeldes ein.
„Die touristisch ausgesprochen günstige Lage im Herzen des Laboer Hafens wollen wir dazu nutzen, verstärkt Menschen auf unsere Aufgaben auf Nord- und Ostsee aufmerksam zu machen. Denn man kann es gar nicht oft genug sagen: Nach wie vor wird die gesamte Arbeit der DGzRS ausschließlich durch freiwillige Beiträge und Spenden finanziert“, sagte der ehrenamtliche Vorsitzer der Seenotretter, Gerhard Harder, anlässlich der Eröffnung.
Herzstück des neuen Informationszentrums ist die rund 80 Quadratmeter große Ausstellungsfläche mit einer interaktiven „Erlebniswand“, einem Seenotrettungskreuzer-Fahrsimulator, Seenotretter-Porträts sowie Tablet-PCs mit multimedialen Informationen zur Geschichte der DGzRS und der Station Laboe. Neben Platz für Filmvorträge gibt es Vitrinen mit Modellen einiger Rettungseinheiten, eine Kinderecke und einen kleinen Empfangsbereich sowie die Möglichkeit, Artikel aus dem Seenotretter-Shop zu erwerben.
Die Wiedereröffnung an neuem Ort hat ein Provisorium beendet: Bereits im September 2012 hatten die drei Mitarbeiter des Informationszentrums vorläufig Quartier am Laboer Schwanenweg bezogen, nachdem die DGzRS ihr altes Gebäude an einer Kieler Wohnstraße verkauft hatte. Den An- und Umbau in Laboe hat nicht nur der Verkaufserlös dieses Hauses ermöglicht: „Besonders dankbar sind wir für die großzügige zweckgebundene Zuwendung der Eheleute Ursula und Herbert Gallinat aus Ammersbek, die den Bau dieses modernen, funktionalen Gebäudes erst ermöglicht hat“, sagte Harder.
Der DGzRS-Vorsitzer bedankte sich beim Architekten Reza Alizadeh und allen an der Planung und Bauausführung Beteiligten, „für ihre hervorragende Arbeit, ihre große Flexibilität und ihr hohes Engagement“. Für die musikalische Untermalung der Eröffnung sorgte die Gruppe „Hans Dans“. Wenige Schritte entfernt konnten die Seenotrettungskreuzer BERLIN/Station Laboe und NIS RANDERS/Station Maasholm sowie das Seenotrettungsboot WALTER ROSE/Station Schilksee besichtigt werden.
Die Nähe des Informationszentrums zur DGzRS-Rettungsstation Laboe ist ein großer Vorteil. Von der zugänglichen Dachterrasse des Anbaus fällt der Blick auf den Hafen mit dem Liegeplatz des Seenotrettungskreuzers BERLIN: „Wir wollen die Menschen hier vor Ort informieren und als rein spendenfinanzierte Organisation neue Förderer gewinnen“, sagt Jörg Ahrend, der Leiter des Informationszentrums. Besichtigungen der BERLIN lassen sich – nach vorheriger Absprache – gut mit einem Besuch des Informationszentrums verbinden.
Laboe gehört zu den ältesten Stationen der Seenotretter an der schleswig-holsteinischen Ostseeküste. Sie wurde bereits 1894 eingerichtet, und 1911 stationierte die DGzRS dort ihr erstes Motorrettungsboot. 2017 wiederum soll die 1985 in Dienst gestellte BERLIN durch einen modernen Neubau der neuen 28-Meter-Klasse ersetzt werden. Auf der Station Laboe sind neun fest angestellte und mehr als 30 freiwillige Seenotretter unter der Leitung von Vormann Michael Müller im Einsatz.
Die DGzRS ist zuständig für den maritimen Such- und Rettungsdienst in den deutschen Gebieten von Nord- und Ostsee. Zur Erfüllung ihrer Aufgaben hält sie rund 60 Seenotrettungskreuzer und -boote auf 54 Stationen zwischen Borkum im Westen und Usedom im Osten einsatzbereit – rund um die Uhr, bei jedem Wetter. 180 fest angestellte und rund 800 freiwillige Seenotretter fahren Jahr für Jahr mehr als 2.000 Einsätze. Die gesamte unabhängige und eigenverantwortliche Arbeit der Seenotretter wird ausschließlich durch freiwillige Zuwendungen finanziert, ohne Steuergelder. Seit Gründung der DGzRS 1865 haben ihre Besatzungen fast 82.000 Menschen aus Seenot gerettet oder drohenden Gefahren befreit. Schirmherr des Rettungswerkes ist der Bundespräsident.
Im Bild: (v.l.n.r.) Michael Schroiff, stellvertretender ehrenamtlicher Vorsitzer der Seenotretter, Herbert Gallinat aus Ammersbek, Gerhard Harder, ehrenamtlicher Vorsitzer der Seenotretter, Michael Müller, Vormann des Seenotkreuzers BERLIN, und die Mitarbeiter des Informationszentrums: Renate Nannen-Mußmann, Jörg Ahrend (Leiter) und Holger Zick.