Jolle vor Wangerooge gesunken – Freiwillige Seenotretter bewahren Segler vor dem nassen Tod

Der ausgeprägten Revierkenntnis der freiwilligen Seenotretter von der Insel Wangerooge verdankt ein schiffbrüchiger Jollensegler sein Leben. Das Boot des Mannes sank am Freitagabend, 12. September 2014, vor dem westlichen Ende der östlichsten ostfriesischen Insel. Die Freiwilligen-Besatzung des Seenotrettungsbootes WILMA SIKORSKI der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) fand den völlig unterkühlten Segler und brachte ihn an Land.

Die Alarmierung erreichte die SEENOTLEITUNG BREMEN der DGzRS gegen 18.15 Uhr auf ungewöhnlichem Weg: Die Rettungsleitstelle aus dem sächsischen Grimma (Landkreis Leipzig) informierte die Seenotretter über einen Notruf. Eine Frau hatte berichtet, via Handy von einem Bekannten, der sich derzeit auf Wangerooge aufhält, über einen Seenotfall vor der Insel informiert worden zu sein. Einzige ungefähre Positionsangabe war die Nähe der Buhne H am Westende Wangerooges.

Die Seenotküstenfunkstelle BREMEN RESCUE RADIO der DGzRS bat einen Offshore-Versorgungshubschrauber um Unterstützung. Er befand sich ganz in der Nähe in der Luft. Unterdessen besetzten die freiwilligen Seenotretter die WILMA SIKORSKI. Trotz intensiver Suche zwischen Wangerooge und Spiekeroog konnte der Hubschrauber nichts entdecken. Inzwischen traf die WILMA SIKORSKI im Suchgebiet ein. Dem Hubschrauber wiederum wurde der Treibstoff knapp, er musste abdrehen.

Mittlerweile hatte sich herausgestellt, dass auf Wangerooge tatsächlich ein Jollensegler zum Festland aufgebrochen und noch nicht zurückgekehrt war. Die freiwilligen Seenotretter intensivierten deshalb bei nordnordöstlichen Winden um vier Beaufort die Suche, zunächst südlich der Buhne H, dann nördlich. „Zwischen den Inseln stehen zwei bis drei Knoten Strömung. Wer da über Bord geht, wird auf die offene Nordsee hinausgezogen und hat keine Chance“, weiß der erfahrene Vormann der WILMA SIKORSKI , Roger Riehl.

Die ausgeprägte Revierkenntnis der DGzRS-Crew rettete das Leben des Seglers: „Wir sind noch weiter rausgefahren und haben schließlich voraus etwas Schwarzes entdeckt“, berichtet Riehl. Der schiffbrüchige Segler hielt sich nur noch an einem Beutel mit persönlichen Dingen fest. Er war dunkel gekleidet und trug keine Rettungsweste. „Bei einem Meter Seegang und schon tief stehender Sonne war er kaum auszumachen. Er hat sehr großes Glück gehabt“, sagt Riehl.

Die Seenotretter zogen den völlig unterkühlten, aber ansprechbaren etwa 40 bis 50 Jahre alten Mann durch die spezielle Bergungspforte an Bord der WILMA SIKORSKI . Sie wärmten seinen Körper mit Decken. „Er wusste seinen Namen und sagte auf unsere Frage nach seinem Boot nur ,weg, weg, weg‘“, berichtet Riehl. Auf der Rückfahrt nach Wangerooge alarmierten die Seenotretter den Landrettungsdienst. Er übernahm im Hafen die weitere Versorgung des Schiffbrüchigen.