Kiellegung für einen neuen Seenotrettungskreuzer

Bremer Euro-Münze fährt bei jedem Einsatz mit

Ein neuer, gut 36 Meter langer Seenotrettungskreuzer der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) ist auf der Fr. Fassmer-Werft in Berne-Motzen am Montag, dem 6. Dezember 2010, auf Kiel gelegt worden. Das Schiff wird 2012 in Dienst gestellt und kommt in der Ostsee auf der Station Sassnitz zum Einsatz. Einer Tradition folgend, haben die Schiffbauer in den Kiel ein Zwei-Euro-Stück mit dem Motiv des Bremer Rathauses und des Rolands eingepasst. Symbolisch sollen so Sicherheit, Glück und Gesundheit die Schiffbauer, vor allem aber auch Schiffsführung und Besatzung stets begleiten.
Während in früheren Zeiten während der gesamten Bauzeit ein Geldstück unter dem Kiel auf dem Boden der Schiffbauhalle lag und im Laufe der Bauzeit durch ansteigendes Gewicht regelrecht plattgedrückt wurde, findet bei der neuzeitlichen Bauweise „kieloben“ die Münze Platz in einer speziellen Öffnung in der Bausektion.


Im Zuge der Modernsierung der Rettungsflotte wird 2012 der zurzeit in Sassnitz stationierte Seenotrettungskreuzer WILHELM KAISEN (Baujahr 1978) ersetzt werden. Die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) trägt damit vorausschauend dem ansteigenden Verkehrsaufkommen auf See Rechnung. Kapitän Udo Fox, Leiter des Seenotrettungsdienstes und Mitglied der Geschäftsführung: „Wir werden von dieser sehr wichtigen Position aus in der Pommerschen und in der Mecklenburger Bucht unseren dann modernsten Seenotrettungskreuzer einsetzen.“
Nach gut einjähriger Vorplanung fand im Sommer 2009 die Ausschreibung und Auftragsvergabe für den Bau eines Ersatzfahrzeugs für den Seenotrettungskreuzer WILHELM KAISEN/Station Sassnitz statt.
Entwurf, Modellversuche, Strukturauslegung, Erstellung der Werkstattzeichnungen, Materialzuschnitt und -verformung haben die Werft und die DGzRS bis weit in das laufende Jahr hinein beschäftigt. Selbstverständlich sind Seenotrettungskreuzer und Tochterboot als Selbstaufrichter konzipiert.

Die Eckdaten des Seenotrettungskreuzer:
Länge über Alles:    36,45 m
Breite auf Spanten:    7,80 m
Tiefgang:        2,12 m
Geschwindigkeit:    25,00 kn (ca. 46 km/h)
Besatzung:        11/5 Pers.(Stamm/Einsatz)
Antrieb:        3 Motoren auf Festpropeller mit insgesamt 4785 kW (ca. 6508 PS)

Neuer Tochterboot-Typ
Zum ersten Mal in der Geschichte der DGzRS kommt ein gemeinsam mit der Werft „Marine Specialized Technology Ltd.“ entwickeltes schnelles Festrumpfschlauchboot (Rigid Inflatable Boat: RIB) mit einer geschlossenen Kajüte für die Unterbringung von Geretteten oder zur Durchführung von Krankentransporten in DGzRS-typischer Aluminiumbauweise zum Einsatz. Bereits seit dem Spätsommer 2010 wird das neue Tochterboot (Prototyp TB 35) zur intensiven Praxiserprobung auf der Station Sassnitz eingesetzt, nachdem Besatzungsmitglieder in den seemännisch anspruchsvollen Revieren vor der Küste Schottlands ein Einführungstraining absolviert hatten.

Die Eckdaten des Tochterbootes:
Länge über Alles:    8,70 m
Maximale Breite:    3,60 m
Geschwindigkeit:    32,00 kn (ca. 59 km/h)
Antrieb:        2 Motoren auf Wasser-Jets mit 376 kW (ca. 512 PS)
Die DGzRS hat sich nach ausführlichen Praxistests in Nord- und Ostsee mit einem ähnlichen Fahrzeug des niederländischen Seenotrettungsdienstes KNRM aus verschiedenen Gründen zu diesem Schritt entschlossen. Die Anforderungen in den Bereichen erreichbare Geschwindigkeit, Manövrierfähigkeit, erleichtertes Längsseitsgehen und Kostenersparnis gegenüber den bisherigen Tochterbooten bei vergleichbarer Sicherheit wurden umfassend erfüllt.

Umstationierungen in Nord- und Ostsee

Die Stationierung des neuen 36-Meter-Seenotkreuzers ist für 2012 in Sassnitz geplant. Bis dahin wird auch eine Entscheidung über die weitere Nutzung der WILHELM KAISEN (Baujahr 1978) gefallen sein.
Einhergehend mit der Fertigstellung der Neubauten werden einige Seenotrettungskreuzer umstationiert. Die BREMEN wird voraussichtlich im Laufe des ersten Quartals 2011 die JOHN T. ESSBERGER (Baujahr 1975)  in Großenbrode ersetzen. Dieses Typschiff der 44-Meter-Klasse wird seinen letzten Liegeplatz im Technik-Museum in Speyer erhalten. Aus Büsum soll die HANS HACKMACK nach Grömitz wechseln. Büsum erhält den 20-Meter-Neubau mit der internen Registriernummer SK 33.


Die DGzRS bringt von 54 Stationen in Nord- und Ostsee derzeit 61 Seenotrettungskreuzer und Seenotrettungsboote zum Einsatz. Alle Einsätze werden zentral von der SEENOTLEITUNG BREMEN (MRCC = Maritime Rescue Co-ordination Centre) BREMEN der DGzRS koordiniert. Allein im Jahr 2009 haben die DGzRS-Einheiten in Nord- und Ostsee 2138 Einsatzfahrten durchgeführt, bei denen 1095 Menschen aus Seenot gerettet und aus drohenden Gefahrensituationen befreit wurden.