Seenotretter befreien im Kreideschlamm eingesunkenen Spaziergänger an Rügens Küste

Seenotretter der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) haben am Sonnabend, 3. März 2012, einen Spaziergänger am Fuß der Rügener Kreidefelsen aus einer gefährlichen Notlage befreit.

Der 57-jährige Mann war am späten Vormittag bei einem Spaziergang unterhalb des bekannten Königsstuhls auf der Halbinsel Jasmund bis zur Hüfte im Kreideschlamm eingesunken. Per Handy hatte er um Hilfe gerufen. Da Rettungseinsätze an der Kreidesteilküste von Land aus grundsätzlich mit großen Schwierigkeiten verbunden sind, informierte die Rettungsleitstelle Bergen den Seenotkreuzer WILHELM KAISEN/Station Sassnitz der DGzRS.

Die Sassnitzer Seenotretter befanden sich zu dieser Zeit etwa acht Seemeilen (15 Kilometer) vom Unglücksort entfernt in der nahen Tromper Wiek auf Kontrollfahrt. Die WILHELM KAISEN nahm sofort Kurs auf die Küste. Ihre Besatzung konnte den Verunglückten am Königsstuhl jedoch nicht sofort entdecken.

Zur Suche setzte die DGzRS deshalb den ebenfalls alarmierten Rettungshubschrauber Christoph 47 aus Greifswald und das im Revier laufende Polizeiboot „Stubnitz“ ein. Die Luftretter sichteten den 57-Jährigen kurz darauf in Höhe des Leuchtturms Kollicker Ort etwas südlich des Königs¬stuhls.
Der Hubschrauber setzte Notarzt und Rettungsassistentin auf die WILHELM KAISEN ab. Mit dem Tochterboot HELENE und einem Schlauchboot gelangten die Helfer an den Strand.

Unterdessen hatten andere Spaziergänger versucht, den Mann mit bloßen Händen ein Stück aus dem Kreideschlamm zu befreien, mussten dabei jedoch Acht geben, sich nicht selbst ebenfalls zu gefährden. Auch die Seenotretter mussten sich auf dem weichen Untergrund sehr vorsichtig bewegen: Mit Unterstützung einiger Landfeuerwehrleute gelang es ihnen schließlich, den Eingesunkenen zu befreien.

Sie brachten den unterkühlten 57-Jährigen, der seine Beine nicht mehr spürte, auf die WILHELM KAISEN. Im Bordhospital des Seenotkreuzers versorgten sie ihn mit trockener Kleidung und wärmenden Decken. In Sassnitz übergaben die Seenotretter den Mann an den Landrettungs¬dienst, der ihn ins Krankenhaus brachte.

An Rügen Kreidesteilküste geraten immer wieder Menschen in Gefahr. Erst am 2. Weihnachtstag 2011 war bei einem Steilküstenabbruch am Kap Arkona auf der benachbarten Halbinsel Wittow ein zehnjähriges Mädchen verschüttet worden und ums Leben gekommen. An der zunächst vergebli-chen Suche nach Kind hatten sich seeseitig auch die Seenotretter beteiligt. Helfer des Landret-tungsdienstes bargen das Mädchen Wochen später tot.