Transkriptionssystem für Einsatzkommunikation soll maritime Such- und Rettungseinsätze unterstützen

Seenotretter stellen Forschungsvorhaben in Zusammenarbeit mit Fraunhofer-Gesellschaft und RHOTHETA vor

 

Eine verbesserte Kommunikation bei Such- und Rettungseinsätzen ist das Ziel eines Forschungsvorhabens, das die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) mit weiteren Verbundpartnern realisiert. Kern des Projektes ist die Entwicklung eines automatischen Transkriptionssystems für UKW-Funksprüche bei gleichzeitiger Absenderlokalisierung und -identifizierung.

Das System soll über UKW-Funk verbreitete Sprachmitteilungen automatisch verschriftlichen und sie Einsatzkräften bei Such- und Rettungseinsätzen auf bordeigenen Geräten anzeigen. Im Gegensatz zu bereits existierenden Systemen ist die Anforderung, dass dies sprach- und sprecherunabhängig funktioniert. Funkpeiltechnik und AIS-Datenauswertung werden zur Lokalisierung und Identifizierung von Funkspruchabsendern herangezogen. In der Entwicklung arbeiten die Seenotretter mit dem Fraunhofer-Institut für Intelligente Analyse- und Informationssysteme (IAIS) zusammen. Verbundpartner sind das Fraunhofer-Center für Maritime Logistik und Dienstleistungen CML und die Firma RHOTHETA Elektronik GmbH. Die Auftaktveranstaltung für das Projekt fand am Dienstag, 16. April 2019, in der Zentrale der Seenotretter in Bremen statt.

Eine Herausforderung des Projektes liegt in der stark variierenden Sprach- und Signalqualität der zu verschriftlichenden Mitteilungen. Zudem soll das System lokal und ohne Internetverbindung funktionieren, um an Bord von Such- und Rettungsfahrzeugen eingesetzt werden zu können. Eine weitere Herausforderung ist die Entwicklung einer zuverlässigen Zuordnung von Absendern, wenn mehrere Schiffe auf einem Peilstrahl liegen und damit alle als Absender in Frage kommen.

Bisher ist bei Rettungseinsätzen unter erschwerten Bedingungen wie rauer See, Dunkelheit und erheblicher Geräuschkulisse eine präzise Dokumentation der Gespräche nicht möglich. Da besonders bei komplexen Einsatzlagen die Kommunikation ausschlaggebend für Erfolg oder Misserfolg einer Rettungsaktion sein kann, soll das System eine erhebliche Arbeitserleichterung für die Einsatzkräfte seegehender Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben schaffen.

Möglich wäre später auch ein Einsatz im Bereich der Verkehrslenkung sowie die Integration einzelner Funktionen in Stabs- und Leitstellensoftwaresysteme.

Das Projekt wird im Zuge der Bekanntmachung „Anwender-Innovativ: Forschung für die zivile Sicherheit“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen des Programms „Forschung für die zivile Sicherheit“ der Bundesregierung gefördert (www.sifo.de).

Verbundpartner ARTUS:

Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger – DGzRS (Verbundkoordination) in Kooperation mit dem Fraunhofer-Institut für Intelligente Analyse- und Informationssysteme (IAIS)
Fraunhofer-Center für Maritime Logistik (CML)
RHOTHETA Elektronik GmbH

Assoziierte Partner:
Bayerisches Rotes Kreuz – Wasserwacht
Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie
Bundespolizei See
Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft e. V. – DLRG

Vorstellung der Verbundpartner:

Über die Seenotretter

Die DGzRS ist zuständig für den maritimen Such- und Rettungsdienst in den deutschen Gebieten von Nord- und Ostsee. Zur Erfüllung ihrer Aufgaben hält sie rund 60 Seenotrettungskreuzer und -boote auf 55 Stationen zwischen Borkum im Westen und Usedom im Osten einsatzbereit – rund um die Uhr, bei jedem Wetter. Jahr für Jahr fahren die Seenotretter mehr als 2.000 Einsätze, koordiniert von der SEENOTLEITUNG BREMEN der DGzRS (MRCC = Maritime Rescue Co-ordination Centre). Die gesamte unabhängige und eigenverantwortliche Arbeit der Seenotretter wird ausschließlich durch freiwillige Zuwendungen finanziert, ohne Steuergelder. Seit Gründung der DGzRS 1865 haben ihre Besatzungen rund 85.000 Menschen aus Seenot gerettet oder drohenden Gefahren befreit. Schirmherr der Seenotretter ist der Bundespräsident.

Die Seenotretter
Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS)
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28199 Bremen
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Fraunhofer-Institut für Intelligente Analyse- und Informationssysteme (IAIS)
Das Fraunhofer-Institut für Intelligente Analyse- und Informationssysteme (IAIS) gehört zu den führenden Einrichtungen für angewandte Forschung im Bereich der intelligenten Datenanalyse und Wissenserschließung. Techniken der Künstlichen Intelligenz und des Maschinellen Lernens schaffen neue Möglichkeiten zur Wissenserschließung und Entwicklung neuer datengetriebener Geschäftsmodelle. Mit seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bündelt das IAIS Kompetenzen aller ingenieurwissenschaftlichen Disziplinen, insbesondere Informatik sowie Mathematik, Naturwissenschaften, Betriebswirtschaft, Geo- und Sozialwissenschaften mit profundem Branchenwissen. Die Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Data Science, Künstliche Intelligenz, Machine Learning/Deep Learning, Linked Data, Multimedia Pattern Recognition, Dialogsysteme/Question Answering sowie Systemmodellierung und -analyse.

Fraunhofer-Institut für Intelligente Analyse- und Informationssysteme (IAIS)
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www.iais.fraunhofer.de | Silke.Loh@iais.fraunhofer.de

Fraunhofer-Center für Maritime Logistik und Dienstleistungen CML
Das Fraunhofer CML entwickelt und optimiert Prozesse und Systeme entlang der maritimen Supply Chain. In praxisorientierten Forschungsprojekten unterstützt das CML private und öffentliche Auftraggeber aus den Bereichen Hafenbetrieb, Logistikdienstleistung und Schifffahrt bei der Initiierung und Realisierung von Innovationen.

Fraunhofer-Center für Maritime Logistik und Dienstleistungen (CML)
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RHOTHETA Elektronik GmbH
Seit ihrer Gründung beschäftigt sich RHOTHETA Elektronik GmbH fast ausschließlich mit der Entwicklung und der Herstellung von Peilsystemen nach dem Doppler-Prinzip. Zielgruppen für ihre Produkte sind in erster Linie professionelle Anwender. So entwickelt und fertigt sie seit 30 Jahren Peiler für die Flugsicherung und Seestraßensicherung sowie für Search-and-Rescue-Anwendungen (SAR), vor allem für die professionelle Seenotrettung und die Rettung aus der Luft.
In den 1990er Jahren entwickelte RHOTHETA das MOB (Man Over Board)-Peilgerät RT-200 CrewFinder und schuf damit ein vollautomatisches Peilgerät für den Einsatz unter rauesten Bedingungen auf See. In den Folgejahren entwickelte RHOTHETA ein verbessertes Breitband-SAR-System RT-500-M, mit welchem die DGzRS-Flotte ausgestattet wurde.

RHOTHETA Elektronik GmbH
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