Einsatzreicher Tag der Seenotretter

Der Tag der Seenotretter am Sonntag, 30. Juli 2017, war für die Besatzungen der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) auch ein einsatzreicher Tag auf See. Mehr als 40 Mal waren Seenotrettungskreuzer und -boote der DGzRS auf Nord- und Ostsee im Einsatz.

Ihren Aktionstag mit mehr als 30.000 Besucher hat die DGzRS in diesem Jahr zum 19. Mal veranstaltet – so einsatzreich wie in diesem Jahr war er noch nie. Der Schwerpunkt lag aufgrund eines durchziehenden Gewitters mit Starkregen, Hagel und schweren Sturmböen bis zehn Beaufort am Nachmittag in Mecklenburg-Vorpommern zwischen dem Fischland und Rügen mit mehr als 30 Einsätzen innerhalb von dreieinhalb Stunden.

Wustrow. Auf dem Saaler Bodden geriet um kurz vor 16 Uhr am Barnstorfer Haken ein Zeesboot mit 14 Menschen an Bord in Seenot, kenterte und lief dabei auf Grund. Das Seenotrettungsboot BARSCH/ Station Wustrow rettete drei Menschen, die Freiwillige Feuerwehr Wustrow unterstützte die Seenotretter mit ihrem Schlauchboot und nahm fünf Menschen auf. Sechs weitere Menschen wurden von einem Motorboot gerettet, darunter ein zehnjähriges Kind. „Die Sicht war fast null, es hat sehr stark geregnet. Weil das Gewitter so plötzlich durchzog, hatte sich glücklicherweise noch keine allzu starke See aufgebaut“, schildert Karl-Heinz Priebe, Vormann der BARSCH , die Situation vor Ort. In Wustrow wurden alle Geretteten in die Obhut des Landrettungsdienstes übergeben.

Zingst. Der Seenotrettungskreuzer VORMANN JANTZEN befand sich gegen 17.45 Uhr auf Überführungsfahrt von Zingst nach Stralsund, als die Besatzung einen gekenterten Jollenkreuzer im Barther Bodden entdeckte. Der Alleinsegler war von seinem sechs Meter langen Boot ins Wasser gestürzt, gelangte aber aus eigener Kraft wieder auf sein Boot. Die Seenotretter richteten das Boot wieder auf. Die Freiwilligen-Besatzung des Seenotrettungsbootes ZANDER/ Station Zingst nahm den schiffbrüchigen Segler an Bord und versorgte ihn mit trockener Kleidung. Sein Boot nahm die Zander längsseits, lenzte es (pumpte es leer) und schleppte es in den Hafen von Barth.

Hiddensee. Allein sieben Mal wurde das Seenotrettungsboot NAUSIKAA der Station Vitte/Hiddensee alarmiert – sechs Mal innerhalb der zwei Stunden zwischen 17 und 19 Uhr, als so starke Gewitterböen mit Regen und Hagel über die Insel zogen, dass praktisch keine Sicht herrschte. Unter anderem geriet das Fahrgastschiff „Hansestadt Stralsund“ mit 84 Personen an Bord an der schmalsten Stelle des Hiddenseefahrwassers fest. Eine Sturmbö hatte es um etwa 50 Meter aus dem Fahrwasser versetzt. „Etwa fünf Minuten später und das Schiff hätte sich im tiefen Wasser befunden, wo die starken Böen kein Problem gewesen wären!“ sagte einer der Seenotretter. Das Schiff konnte ohne Probleme freigeschleppt werden.

Zuvor hatte die Vitter Freiwilligen-Besatzung einen Jollensegler gerettet, der in den Sturmböen gekentert war. Der Mann saß rittlings auf seiner Jolle, die sich nicht mehr aufrichten ließ. Die Seenotretter holten ihn von seinem gekenterten Boot. Die Jolle blieb vor Ort liegen, da die Alarmierung für den nächsten Einsatz bereits eingegangen war. Die Seenotretter brachten den Mann sicher an Land. Er holte seine Jolle nach dem Gewitter selbst ab. Ein weiterer Jollensegler, der gekentert war, wurde vor dem Eintreffen der NAUSIKAA von einem weiteren Segler gerettet.

Ganz in der Nähe westlich der Insel Hiddensee kamen zeitgleich zwei größere Segelyachten durch die Gewitterböen fest. Der Seenotrettungskreuzer THEO FISCHER schleppte beide nacheinander frei. Die Besatzungen blieben unverletzt. „Kaum war das Gewitter durchgezogen, herrschte wieder Sonnenschein“, berichtete die Besatzung des Seenotrettungskreuzers.

An vielen Orten unterbrachen die Einsätze die Besichtigung der Rettungseinheiten. Die Besucher zeigten dafür viel Verständnis. Die Seenotretter informierten über ihre Arbeit, zeigten Rettungsübungen und ermöglichten Besichtigungen der Seenotrettungskreuzer und -boote. Die meisten Besucher zählten die Stationen Fedderwardersiel (Niedersachsen), Maasholm , Laboe und Neustadt i. H. (Schleswig-Holstein), Timmendorf und Zingst (Mecklenburg-Vorpommern) – allein dorthin kamen jeweils 2.000 bis 3.000 Menschen. An einigen Orten erstreckte sich die Veranstaltung über zwei Tage.