Seenotretter bringen zusammengebrochenen Segler an Land

Für die freiwilligen Seenotretter der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) aus Ueckermünde hat es am späten Sonntagnachmittag, 4. Juni 2017, zunächst nach einem Routineeinsatz ausgesehen. Doch auf einmal ging es um ein Menschenleben: Im Stettiner Haff war auf einer Segelyacht plötzlich der Skipper zusammengebrochen – medizinischer Notfall. Die Seenotretter brachten den Segler aus Berlin schnellstens an Land.

Als die freiwilligen Seenotretter mit dem Seenotrettungsboot GERHARD TEN DOORNKAAT gegen 17 Uhr ihren Liegeplatz in Ueckermünde verließen, schien es an diesem Pfingstsonntag ein Einsatz wie viele andere in der diesjährigen Wassersportsaison zu werden: Die Segelyacht „Kranich“ lag mit einem Maschinenschaden im Stettiner Haff vor Anker und benötigte Hilfe. Doch unterwegs änderte sich die Lage schlagartig.

Die SEENOTLEITUNG BREMEN der DGzRS meldete sich per Funk erneut beim Bootsführer Horst Gollatz: Auf der Segelyacht „Rasmus“ war der Skipper plötzlich zusammengebrochen. Er lag in der Plicht und war nicht mehr ansprechbar. Panik bei seiner Frau. Und: Die unerfahrene Seglerin kannte die genaue Position im etwa 277 Quadratkilometer umfassenden Kleinen Haff nicht. „Augenblicklich ging es um ein Menschenleben“, erzählt Gollatz.

Die Seenotretter reagierten sofort: Sie begannen nach der etwa zehn Meter langen „Rasmus“ der beiden Berliner Ausschau zu halten. Gleichzeitig informierte die SEENOTLEITUNG BREMEN die andere Segelyacht über die geänderte Einsatzlage. Bei der Suche wurde die Besatzung der GERHARD TEN DOORNKAAT von den alarmierten Hubschraubern „Christoph 47“ und „Christoph Offshore 2“ der DRF Luftrettung sowie dem Seenotrettungsboot DORA /Station Ueckermünde der DGzRS unterstützt.

Fast ein Spielball der Brandung

„Zum Glück haben wir die Segelyacht dank ‚Christoph 47‘ schnell gefunden“, berichtet Gollatz. Sie trieb rund drei Seemeilen (etwa 5,5 Kilometer) östlich von Ueckermünde „dicht unter Land und wäre bald festgekommen“, beschreibt der erfahrene Seenotretter die Situation vor Ort. Und dann wäre sie bei südwestlichem Wind der Stärke 5 (bis zu 38 km/h) sowie der kurzen und harten Welle im Stettiner Haff zum Spielball der Brandung geworden, ist sich Gollatz sicher.

Die Seenotretter gingen bei der Segelyacht längsseits und Besatzungsmitglied Manfred Braun stieg auf die „Rassmus“ über. Inzwischen hatte sich der Segler ein wenig erholt: Der Berliner saß in der Pflicht und war wieder ansprechbar. Nach der medizinischen Erstversorgung stellten die Seenotretter eine Leinenverbindung her. Sie nahmen den Skipper aufgrund seines verbesserten Gesundheitszustandes und der kabbeligen See nicht an Bord des Seenotrettungsbootes. Auch drohte die Segelyacht festzukommen. Eile war geboten. Deshalb zogen die Seenotretter die Segelyacht in tieferes Wasser und schleppten sie anschließend nach Ueckermünde. Dort übergaben sie den Patienten an den Landrettungsdienst. Dieser brachte den Skipper ins nahe gelegene Krankenhaus.

Und die Segelyacht „Kranich“? Die Besatzung hatte die Maschine zwischenzeitlich mit Bordmitteln wieder zum Laufen bekommen und aus eigener Kraft den Hafen von Karnin auf Usedom erreicht.