Bremer Eiswettschneider legt neues Seenotrettungsboot auf Kiel

Bei der traditionellen Bremer Eiswette am Dreikönigstag zieht ein Schneider große Aufmerksamkeit auf sich. Stets sorgen die Seenotretter dafür, dass er trockenen Fußes die Weser überqueren kann – schließlich wird anschließend immer kräftig für sie gespendet. Am Montag, 28. November 2016, erwies der Eiswettschneider seinerseits der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) einen besonderen Dienst: Die beliebte Bremer Traditionsfigur mit der lockeren Zunge legte ein neues Seenotrettungsboot auf Kiel. Es wird aus den Spenden der Eiswettgenossen und ihrer Gäste finanziert.

„ Die Eisprobe am 6. Januar kann ohne mich nicht anfangen, dabei kann ich also ruhig zu spät kommen“, scherzt Peter Lüchinger in gewohnter Weise. „Bei den Seenotrettern pünktlich zu sein, ist hingegen Ehrensache. Als Schweizer habe ich großen Respekt vor ihrer oft gefahrvollen Arbeit.“

Der „99 Pfund“ schwere Schneider prüft am Dreikönigstag, ob „de Werser geiht oder steiht“, die Weser also fließt oder zugefroren ist, was früher wichtig für Handel und Schifffahrt war. Zu der weit über Bremens Grenzen hinaus bekannten Zeremonie erscheint er traditionell überfällig – und legt damit stets einen großen Auftritt hin.

Der war ihm allerdings auch auf der Fassmer-Werft in Berne gewiss. Denn wenn der Eiswettschneider außerhalb seiner allseits bekannten Pflichttermine mit Zylinder, Frack und Bügeleisen auftritt, muss dies einen ganz besonderen Grund haben.

Lüchinger legte in den jüngsten Neubau der DGzRS eine Replik der ältesten unter städtischer Hoheit geprägten Münze Bremens aus dem Jahr 1542 ein. „Da steht ,Moneta Nova‘ drauf, also ,neues Geld‘. Das brauchen die Seenotretter ständig, um bei jedem Wetter ihre Einsätze zu fahren“, brachte es der Eiswettschneider gewohnt deutlich auf den Punkt.

Münze soll Glück und Sicherheit verheißen

Einer Schiffbautradition gemäß, verheißt eine Münze im Rumpf allen Mitarbeitern der Werft, aber auch später den Seenotrettern Sicherheit, Glück und Gesundheit. DGzRS-Inspektor Carl Göner, verantwortlich für den Neubau, zeigte dem Eiswettschneider den richtigen Platz: Während früher ein Geldstück unter dem Kiel lag und während der Bauzeit mit ansteigendem Gewicht zunehmend plattgedrückt wurde, findet bei heutiger Bauweise „kieloben“ die Münze Platz in einer speziellen Öffnung an einem Bauteil.