Bereits Ende der 1980er Jahre bittet sie anlässlich des Todes ihres Vaters um Spenden für die DGzRS, es kommt zu ersten persönlichen Kontakten. Aus all ihren Äußerungen spricht dabei eine überraschende Detailkenntnis, aber auch tief empfundene Wertschätzung.
Dabei hat Marion Lübcke eigentlich gar keinen naheliegenden Bezug zur DGzRS, außer vielleicht den, aus Hamburg zu stammen. Wassersport oder gar eine Kreuzfahrt gibt es nicht für sie. Woher aber kommt dann die Verbindung zu den Seenotrettern? Es ist die Bewunderung für den selbstlosen Einsatz der Rettungsleute an Bord. Menschen, die unter Einsatz des eigenen Lebens Mitmenschen aus Seenot retten – das sind für sie einfach Helden, auch wenn sie sehr genau weiß, dass unsere Besatzungen das gar nicht gerne hören.
Seit einer größeren Spende 2003 fährt Marion Lübckes Name zusammen mit denen ihrer Eltern an Bord der HERMANN MARWEDE auf Helgoland mit. Die Erinnerungstafel für zu Hause hat einen Ehrenplatz in ihrer bescheidenen Wohnung. So sehr diese Sonderspende von Herzen kommt, sie fällt einem sparsamen Menschen wie ihr nicht leicht. Ausschlaggebend ist das Andenken an ihre Eltern. „Später bekommt ihr sowieso alles“, sagt sie einmal ganz nebenbei. In welcher Größenordnung sich dieses „alles“ bewegen sollte, ahnen wir zu dem Zeitpunkt nicht.
Jahrzehnte lebt Marion Lübke in derselben Wohnung einer großen Hamburger Wohnungsgesellschaft. Zuletzt wird es, wie leider so häufig heutzutage, einsam um sie. Sie hat niemanden mehr, dem sie sich anvertrauen mag. Einzige Ausnahme: die Seenotretter. Mit nur 74 Jahren stirbt sie ganz plötzlich im Frühjahr 2018. Tatsächlich hat sie die DGzRS als Alleinerbin eingesetzt. Wie immer in solchen Fällen kümmern wir uns persönlich um alles Notwendige. Ob wir das Erbe aber überhaupt annehmen können, ist nach dem allerersten Eindruck völlig unklar.
Doch was sich dann herausstellt, passt so gar nicht zu dem, was unter den gegebenen Umständen zu erwarten gewesen wäre. Marion Lübcke hinterlässt „ihren“ Seenotrettern ein Vermögen, das sie offenbar nie angetastet hat. Unweigerlich beschleicht uns fast ein schlechtes Gewissen. Was hätte sie sich zu Lebzeiten nicht alles leisten können! Nun wird das Geld in den Bau unseres neuesten Seenotrettungskreuzers fließen. Dass dieses Schiff HAMBURG heißen wird, hat also auch etwas mit Marion Lübcke zu tun. Ihr außergewöhnliches Engagement werden wir an Bord mit einer Namenstafel in Ehren halten. Ihr Name fährt dann auf zwei Kreuzern mit, Kurs: Menschen retten.
Ohne Testamente keine Erneuerung unserer Flotte. Jahrzehntelange Erfahrung und Gewissenhaftigkeit, Diskretion und Respekt sind unser Dank für das uns entgegengebrachte Vertrauen. Wir organisieren die Bestattung, kündigen Zeitungsabonnements, verwerten das Inventar. Mit unseren langjährigen, zuverlässigen Kooperationspartnern lassen sich manchmal auch scheinbar wertlose Dinge noch zu Geld machen. Das wäre nicht nur in Marion Lübckes Sinne gewesen, es entspricht auch unserem eigenen Selbstverständnis.