Segeln, Seefahrt, Seenotretter: Vormannswechsel in Wustrow

Die Freiwilligen-Station Wustrow hat einen neuen Vormann: Conrad Buchholz (32) hat das anspruchsvolle Ehrenamt im März von Christian Levien (43) übernommen. Dieser wollte vor allem wieder mehr Raum für seine Familie und Hobbys haben. Als freiwilliger Seenotretter bleibt er Teil der Besatzung des Seenotrettungsbootes BARSCH – ein Porträt über ihn ist in der Längsseits-Ausgabe 4/2019 zu lesen.

Noch in diesem soll ein speziell für das Revier der Wustrower Station entwickeltes 8,40 Meter langes neues Seenotrettungsboot die BARSCH ersetzen.

Es einen Spaziergang zu nennen, ist fast schon übertrieben: Etwa drei Minuten benötigt Conrad Buchholz, um von seinem Wohnzimmer zum Wustrower Rettungsschuppen an der Strandstraße zu gelangen – es sei denn, er befindet sich gerade auf See. Und dort ist der 32-Jährige regelmäßig: Als Erster Offizier bei einer Kreuzfahrtreederei legt der Nautiker den Kurs von Ozeanriesen auf den Weltmeeren fest. An Bord ist er vor allem verantwortlich für die Sicherheit der Besatzung und Passagiere: „Das macht mir sehr großen Spaß!“ Er kümmert sich darüber hinaus um die Rettungsboote und -inseln, konzipiert Übungen und ist für die bordeigene Feuerwehr zuständig. Alles Themen, mit denen er sich zum Teil ebenfalls als freiwilliger Vormann der traditionsreichen Rettungsstation der DGzRS beschäftigt.

Conrad Buchholz lebt seit 2009 in Wustrow. In dem Jahr ist der gebürtige Potsdamer von der Havel an die Ostsee und den Saaler Bodden in die Nähe seines Studienortes Warnemünde gezogen. Er wählt Wustrow, weil der kleine Fischerort für ihn ein Stück Heimat ist: Er kennt ihn, seit er denken kann. Als Kind und Jugendlicher verbringt er an den Wochenenden und in den Ferien so viel Zeit auf dem Fischland, dass er sagt: „Ich bin dort praktisch aufgewachsen!“

Mehr Stunden dürfte Conrad Buchholz sich dennoch in seiner Geburtsstadt aufgehalten haben. Inmitten der weitläufigen Seen und der verbindenden Havel ist auch dort das Wasser nie weit. Es wird früh sein Element: „Ich habe mich schon immer für Wasser, Boote und Segeln begeistert – es ist meine Leidenschaft.“ Als Sechs-, Siebenjähriger lernt er auf einer kleinen Opti-Jolle das Abfallen, Anlufen und Fieren. Er wird älter, die Boote größer. Auf Regatten wetteifert er sich mit anderen.

Er liebt das Zusammenspiel der Kräfte, die Herausforderung und die hohe Konzentration, die es an Bord braucht – egal ob auf einem Kreuzfahrtschiff, Seenotrettungsboot oder Zeesboot. Mit Letzterem ist er heute noch in seiner Freizeit auf der Ostsee unterwegs, um sich mit Wind, Wellen und Seegang zu messen.

Es ist immer Teamarbeit

Die Havel, ihre Seen und die Ostsee werden für Conrad Buchholz irgendwann zu eng. Er will raus, die Welt über den Seeweg entdecken – so wie er es in alten Filmen gesehen hat. Deshalb beginnt er 2009 mit dem Nautik-Studium, heuert bald bei einer Kreuzfahrtreederei in Rostock an – die See wird seine Braut, auch wenn sie nicht immer die einfachste ist. 2018 stößt er zu den freiwilligen Seenotrettern in Wustrow. Seitdem ist er mit viel Freude dabei. Er kann seine berufliche Expertise als Sicherheitsoffizier in sein Ehrenamt einbringen und daraus andererseits einiges für seine Arbeit an Bord der Kreuzfahrtschiffe übernehmen – das wird in seiner neuen Funktion als Vormann so bleiben.

„Gemeinsam mit der Mannschaft möchte ich als Stationsleiter weitere Menschen für die ehrenamtliche Arbeit gewinnen, bei örtlichen Veranstaltungen präsent sein und ganz wichtig: Wir wollen uns mit der neuen Rettungseinheit intensiv auseinandersetzen und trainieren, damit im Einsatzfall weiterhin alles reibungslos funktioniert“, sagt Conrad Buchholz. Noch in diesem Jahr soll ein speziell für das Revier aus seeseitiger Ostsee und rückwärtigem Bodden entwickeltes 8,40 Meter langes neues Seenotrettungsboot die BARSCH ersetzen. Es wird ebenso wie sein Vorgänger auf einem – ebenfalls neu konstruierten – Spezialtrailer zum Einsatzort gefahren.

Viel Arbeit also, die neben dem Stationsalltag auf Conrad Buchholz wartet, und die er teilweise aber auch von Bord der Kreuzfahrtriesen erledigen kann. Wie immer bei den Seenotrettern gilt: Es geht nur im Team. Wenn er also wieder einmal verschiedene Häfen im Mittelmeer, in der Karibik oder im Nahen Osten anläuft und für mehrere Wochen unterwegs ist, kümmert sich die Mannschaft und allen voran sein Stellvertreter André Schuldt (34) um die Belange der Station. „Wir sprechen uns regelmäßig ab, das klappt reibungslos“, sagt Conrad Buchholz. Zudem ist der Austausch mit der gesamten Mannschaft dank moderner Kommunikationsmittel von überall aus möglich. Und viele Tage im Jahr wird er in wenigen Minuten am Stationsgebäude sein können.

Neuer Vormann der Freiwilligen-Station Wustrow: Conrad Buchholz (r.)

„Ich habe mich schon immer für Wasser, Boote und Segeln begeistert – es ist meine Leidenschaft.“

Conrad Buchholz

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