In Vegesack lehrte Vordenker der Seenotretter

Sonderausstellung auf Schloss Schönebeck erinnert an

Wirken Adolph Bermpohls

Als Adolph Bermpohl Mitte des 19. Jahrhunderts an der Seefahrtschule in Vegesack unterrichtete, hofften Schiffbrüchige vor Deutschlands Küsten noch oft vergeblich auf Rettung. Mit einer Sonderausstellung vom 26. Juni bis 1. August im Schloss Schönebeck in Bremen-Nord erinnern die Seenotretter an den Navigationslehrer, der vor 150 Jahren zu den Wegbereitern der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) gehörte.


In Anlehnung an einen Ausspruch des früheren Schirmherrn der DGzRS, Bundespräsident a.D. Richard von Weizsäcker, ist die Ausstellung überschrieben mit „Die Seenotretter: Über Bürgermut und Bürgersinn in Bremen“. Von Weizsäcker hatte die DGzRS seinerzeit als Verbindung bezeichnet aus dem Bürgermut derer, die selbstlos zur Rettung hinausfahren, und dem Bürgersinn derer, die völlig frei von staatlicher Hilfe die Mittel aufbringen, um dies zu ermöglichen.


Für den Bürgersinn steht Bermpohl in besonderem Maße: 1860 veröffentlichte er mehrere Aufrufe in der „Wochenschrift für Vegesack und Umgegend“. Gemeinsam mit dem Advokaten Carl Kuhlmay rüttelte er die Menschen wach, Seenotfälle vor deutschen Küsten nicht länger fatalistisch hinzunehmen. Ihm und seinen Mitstreitern im Geiste wie dem Emder Oberzollinspektor Georg Breusing, dem Bremer Redakteur Dr. Arwed Emminghaus und später auch Hermann Henrich Meier, Mitbegründer des Norddeutschen Lloyds, ging es darum, auch im damals noch politisch zersplitterten Deutschland Rettungseinrichtungen zu schaffen, wie sie bereits seit 1824 in Großbritannien und den Niederlanden durchaus funktionierten.


Heute ist kaum noch vorstellbar, wie schwierig dies Unterfangen damals gewesen sein muss. Seenotrettung hat in Stadt und Land Bremen eine lange Tradition. Aktuelle Bootsnamen wie HERMANN MARWEDE, HERMANN RUDOLF MEYER, HANS HACKMACK, HERMANN HELMS, EISWETTE, WILHELM KAISEN und nicht zuletzt natürlich auch der Seenotkreuzer BREMEN mit seinem Tochterboot VEGESACK zeugen davon.

Auch der Bürgermut ist vielfach Gegenstand der Sonderausstellung auf Schloss Schönebeck – festgehalten in Schau- und Texttafeln sowie Modellen. Sie zeugen vom selbstlosen Einsatz der heute 186 fest angestellten und über 800 ehrenamtlich tätigen Rettungsmänner und -frauen. Auf 61 Seenotkreuzern und Seenotrettungsbooten sind sie zwischen der Emsmündung im Westen und dem Stettiner Haff im Osten rund um die Uhr, bei jedem Wetter zum Einsatz bereit. Allein 2009 fuhren sie gut 2100 Einsätze.


Schon die Wegbereiter der DGzRS hatten ein Rettungswerk auf freiwilliger Basis im Sinn. Damit meinten sie auch, dass die finanzielle Grundlage durch freiwillige Beiträge geschaffen werden muss. Dies ist bis heute so geblieben. Die gesamte Arbeit der DGzRS wird ausschließlich durch freiwillige Zuwendungen getragen. Trotz aller Technik: Im Mittelpunkt stehen damals wie heute die Menschen – als Seenotretter mit ihrem Bürgermut an Bord ebenso wie die Förderer mit ihrem Bürgersinn an Land.