Dramatisches Schiffsunglück auf dem „Großen Vogelsand“ vor 50 Jahren

Seenotretter bringen 65 Seeleute des auf Grund gelaufenen englischen Frachters „Ondo“ in Sicherheit

Einer der spektakulärsten Einsätze in der fast 150-jährigen Geschichte der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) jährt sich am Dienstag, 6. Dezember 2011, zum 50. Mal. Am Nikolaustag 1961 strandete der englische Dampfer „Ondo“ auf dem „Großen Vogelsand“. Die Seenotretter holten die 65 Besatzungsmitglieder in mehreren schwierigen Anläufen von Bord. Reste des Wracks der „Ondo“ sind bis heute stumme Zeugen der gewaltigen Kraft der See.

Bei einem schweren Südweststurm mit Wind bis Orkanstärke war die „Ondo“ am 6. Dezember 1961 auf dem „Großen Vogelsand“ in der Elbmündung auf Grund gelaufen. Schnell lief eine aufwendige und mitunter gefahrvolle Rettungsaktion an. Die Beteiligten scheuten keine Mühen: Zum Teil versuchten die Seenotretter unter Einsatz des eigenen Lebens, Schlimmeres zu verhindern. Trotz aller Anstrengungen: Drei Seeleute blieben bei dem Unglück auf See.

Lotsen hatten versucht, an Bord der „Ondo“ zu gehen, um sie auf einen ungefährlicheren Kurs als den von ihr eingeschlagenen zu bringen. Um die Männer nicht durch den Propeller des Schiffes zu gefährden, drehte die „Ondo“ und lief dabei an einer Sandbank auf Grund. Allerdings zerbrach sie nicht, wie Fachleute befürchtet hatten, sondern trieb immer weiter auf den Sand.

Nach erfolglos gebliebenen Freischleppversuchen rettete der Seenotkreuzer RUHR-STAHL/Station Cuxhaven der DGzRS die Besatzung der „Ondo“: 51 Engländer und 14 deutsche Schauerleute. Insgesamt sechs Tage dauerten die zum Teil äußerst riskanten und gefährlichen Bemühungen, um die englischen Seeleute in immer wieder neuen Anläufen von Bord der „Ondo“ zu holen.

Die drei Lotsen hingegen waren beim Versuch, zur „Ondo“ zu gelangen, mit ihrem Versetzboot in schwerer See abgetrieben. Ihr Boot war anschließend offenbar gekentert. Für sie gab es keine Rettung. Der Mahlsand des „Großen Vogelsands“ hielt die „Ondo“ dauerhaft fest, sodass eine Bergung des Schiffes nie gelang.

Das Wrack liegt heute noch in dem Bereich, in dem das Unglück 1961 geschah. Überreste des Schiffs ragen bei niedrigem Wasserstand sichtbar aus dem Boden – als mahnende stumme Zeugen des großen Schiffsunglücks vor 50 Jahren.