Drei kräftige Herzen schlagen für neuen 36-Meter-Seenotrettungskreuzer
Die DGzRS wird den Neubau unter der internen Bezeichnung SK 32 im Jahr 2012 in Dienst stellen und von der Station Sassnitz aus in der Ostsee einsetzen.
Im Zuge der Modernsierung der Rettungsflotte soll SK 32 den zurzeit dort stationierten Seenotrettungskreuzer WILHELM KAISEN (Baujahr 1978) ersetzen. Über dessen Verbleib ist allerdings noch keine Entscheidung gefallen. Die DGzRS trägt damit vorausschauend dem ansteigenden Verkehrsaufkommen auf See Rechnung. Kapitän Udo Helge Fox, Leiter des Seenotrettungsdienstes und Mitglied der Geschäftsführung: „Wir werden von dieser sehr wichtigen Position aus in der Pommerschen und in der Mecklenburger Bucht unseren dann modernsten Seenotkreuzer einsetzen.“
Nach gut einjähriger Vorplanung vergab die DGzRS im Sommer 2009 den Auftrag zum Bau eines Ersatzfahrzeuges für die WILHELM KAISEN. Entwurf, Modellversuche, Strukturauslegung, Erstellung der Werkstattzeichnungen, Materialzuschnitt und -verformung beschäftigten die Werft und das Rettungswerk bis weit ins Jahr 2010 hinein. Die Kiellegung von SK 32 erfolgte zum Jahresende.
Der Neubau wird über eine leistungsstarke Feuerlöschanlage, ein Hubschrauberarbeitsdeck und ein umfangreich ausgestattetes Bordhospital verfügen. Die völlig neue Schiffsklasse ist in der bewährten Netzspanten-Bauweise konstruiert.
Die Eckdaten des Seenotrettungskreuzer:
Länge über Alles: 36,45 Meter
Breite auf Spanten: 7,80 Meter
Tiefgang: 2,12 Meter
Geschwindigkeit: 25,00 Knoten (ca. 46 km/h)
Besatzung: 11/5 Pers. (Stamm/Einsatz)
Antrieb: drei Maschinen auf Festpropeller 1106 kW/1578 PS – 2465 kW/3352 PS – 1106 kW/1578 PS, insgesamt 4785 kW/6508 PS
Selbstverständlich sind Seenotrettungskreuzer und Tochterboot als Selbstaufrichter konzipiert. Als Tochterboot kommt erstmals in der Geschichte der DGzRS ein gemeinsam mit der Werft „Marine Specialised Technology Ltd.“ entwickeltes schnelles Festrumpfschlauchboot (Rigid Inflatable Boat/RIB) mit geschlossener Kajüte für die Unterbringung von Geretteten und zur Durchführung von Krankentransporten in DGzRS-typischer Aluminiumbauweise zum Einsatz.
Bereits seit dem Spätsommer 2010 befindet sich das neue Tochterboot (Prototyp TB 35) in der intensiven Praxiserprobung, nachdem Besatzungsmitglieder in den seemännisch anspruchsvollen Revieren vor der Küste Schottlands ein Einführungstraining absolviert hatten.
Die DGzRS hat sich nach ausführlichen Praxistests in Nord- und Ostsee mit einem ähnlichen Fahrzeug des niederländischen Seenotrettungsdienstes KNRM aus verschiedenen Gründen zu diesem Schritt entschlossen. Die Anforderungen in den Bereichen erreichbare Geschwindigkeit, Manövrierfähigkeit, erleichtertes Längsseitsgehen und Kostenersparnis gegenüber den bisherigen Tochterbooten bei vergleichbarer Sicherheit wurden umfassend erfüllt.
Die Eckdaten des Tochterbootes:
Länge über Alles: 8,70 Meter
Maximale Breite: 3,60 Meter
Geschwindigkeit: 32,00 Knoten (ca. 59 km/h)
Antrieb: zwei Motoren auf Wasserjets mit 376 kW (ca. 512 PS)
Wie alle Schiffe der DGzRS und ihre gesamte Arbeit wird auch dieser Neubau ausschließlich durch Spenden finanziert.
Auch 2011 hat die DGzRS ihre Rettungsflotte verjüngt. Die Station Büsum hat einen 20 Meter langen Neubau erhalten: Der Seenotrettungskreuzer THEODOR STORM ist das inzwischen dritte Schiff einer neuen Klasse. Einhergehend mit der Fertigstellung der Neubauten stationierte die DGzRS einige Seenotrettungskreuzer um. Die HANS HACKMACK wechselte von Büsum nach Grömitz. Dort löste sie die BREMEN ab, die in Großenbrode die Nachfolge der JOHN T. ESSBERGER angetreten hat.
Der Seenotrettungskreuzer JOHN T. ESSBERGER trat nach 36 Jahren im Einsatz seine letzte und besonders spektakuläre Reise an. Von Fehmarn aus erreichte er über Hamburg, Bremerhaven und den Rhein Ende Mai Speyer. Im dortigen stark frequentierten „Technik Museum“ (ca. 650.000 Besucher pro Jahr) ist er seit September 2011 der Öffentlichkeit als Exponat zugänglich; nicht zuletzt um auch fernab der Küsten für das Seenotrettungswerk zu werben und weitere Förderer für die DGzRS zu gewinnen, deren Arbeit ausschließlich durch freiwillige Zuwendungen getragen wird und die deshalb auf die Unterstützung der breiten Bevölkerung angewiesen ist.