Zwischenbilanz der Seenotretter: Bei 1.990 Einsätzen 1.126 Menschen aus Seenot gerettet und Gefahr befreit

In den ersten zehn Monaten des Jahres 2012 ist die Rettungsflotte der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) 1.990 Mal im Einsatz gewesen (Januar bis Oktober 2011: 1.958 Einsätze). Dabei haben die DGzRS-Besatzungen 1.126 Menschen aus Seenot gerettet oder Gefahr befreit (Januar bis Oktober 2011: 1.291).

Von Januar bis Oktober 2012 haben die Besatzungen der 60 Seenotkreuzer und Seenotrettungsboote in Nord- und Ostsee

• 60 Menschen aus Seenot gerettet,
• 1.066 Menschen aus drohender Gefahr befreit,
• 321 Mal erkrankte oder verletzte Menschen von Seeschiffen, Inseln oder Halligen
    zum Festland transportiert,
• 70 Schiffe und Boote vor dem Totalverlust bewahrt,
• 998 Hilfeleistungen für Wasserfahrzeuge aller Art erbracht sowie
• 462 Einsatzanläufe und Sicherungsfahrten absolviert.

In vielen Fällen griffen die Seenotretter frühzeitig ein und begrenzten so Schäden bereits im Vorfeld. Zudem sind sie 2.599 Mal in ihren Revieren zwischen Borkum im Westen und Ueckermünde im Osten auf Kontrollfahrt gegangen. Seit ihrer Gründung am 29. Mai 1865 hat die DGzRS bis Ende Oktober 2012 insgesamt 80.189 Menschen aus Seenot gerettet oder Gefahrensituationen auf See befreit.

Zu den herausragenden Einsätzen der ersten zehn Monate des Jahres 2012 gehören die Rettung zweier Schiffbrüchiger aus der sieben Grad kalten Nordsee nach dem Sinken ihres Bootes vor Norderney am 14. März und ein brennender Fischkutter vor Sylt am 22. März . Am 21. Juni brach im voll besetzten Hafen von Laboe während der Kieler Woche an Bord einer Segelyacht ein Feuer aus. Die Seenotretter verhinderten, dass die Flammen auf weitere Schiffe übergriffen.
Besonders arbeitsreich war das Wochenende 22./23. September für die Seenotretter. Bei starken Nordwestwinden brachten die DGzRS-Besatzungen insgesamt rund 80 Menschen auf Nord- und Ostsee in Sicherheit. Zu einem „tierischen“ Einsatz wiederum wurden die Maasholmer Seenotretter am 30. September gerufen: Sie bewahrten einen völlig erschöpften Hund, der gegen starken ablandigen Wind und die Strömung nicht mehr ankam, vor dem sicheren Tod auf See.
Bisher umfangreichster Einsatz 2012 war die Suche nach einem über Bord gegangenen Seemann eines Forschungsschiffes in der Deutschen Bucht am 8. August . Koordiniert von der SEENOTLEITUNG BREMEN der DGzRS waren vier Seenotkreuzer, über 20 weitere Schiffe und mehrere Hubschrauber 14 Stunden lang im Einsatz, ohne dass der Schiffbrüchige gefunden werden konnte. Dennoch hat sich gezeigt, dass die Strukturen des maritimen Such- und Rettungsdienstes in Deutschland, für den die DGzRS die Verantwortung trägt, sehr gut funktionieren. Es gehört zum Alltag der Seenotretter, auch mit derartigen Einsätzen klarkommen zu müssen und anzuerkennen, dass trotz moderner Technik und umfangreicher Ausbildung das Meer zuweilen stärker ist als der Mensch und seine Bemühungen.


Neuer ehrenamtlicher „Bootschafter“ 2013
Wesentliche Unterstützung erfuhren die Seenotretter durch ihren diesjährigen ehrenamtlichen „Bootschafter“ , den Bestsellerautor Frank Schätzing. Er hat mit großem Engagement die Arbeit der DGzRS begleitet. Nach einem Besuch der Zentrale mit der SEENOTLEITUNG BREMEN im Januar packte er Ende Mai bei einer Seenotrettungsübung mit Mann-über-Bord-Manöver selbst mit an.
„Besonders beeindruckt hat mich die große Professionalität auch der ehrenamtlich tätigen Besatzungen“, zollte Schätzing den Leistungen der Seenotretter seinen Respekt. Eine „Küchenparty“ mit dem Erfolgsautor und Sternekoch Johannes King sowie als Gast Rockmusiker Achim Reichel erbrachte Mitte Oktober auf Sylt 25.000 Euro Erlös zugunsten der DGzRS. Schätzings Nachfolger für 2013 wird Fernsehmoderator Yared Dibaba.


Aus der Rettungsflotte
Zu den Höhepunkten aus Sicht der Seenotretter im zu Ende gehenden Jahr zählt die Indienststellung eines neuen 36,5 Meter langen Seenotkreuzers für die Station Sassnitz . Britta Sellering, Gattin des Ministerpräsidenten Mecklenburg-Vorpommerns Erwin Sellering, taufte das Spezialschiff Ende Mai auf den Namen HARRO KOEBKE .
Das Maasholmer Seenotrettungsboot BUTT hat im September den Namen WUPPERTAL erhalten. Mit der Umbenennung dankte die DGzRS einer Projektgruppe und vielen Förderern aus dieser Stadt. Sie hatten gut 50.000 Euro gesammelt. Das sichert die Arbeit der Freiwilligen-Station für mehrere Jahre.
Der größte Seenotkreuzer der DGzRS, die HERMANN MARWEDE /Station Helgoland , erhält im Rahmen ihrer derzeitigen turnusgemäßen Generalüberholung (bis Dezember) ein neues, schnelles Tochterboot, das den gleichen Namen erhalten soll wie sein Vorgänger (VERENA). Das frühere Tochterboot kommt künftig als eigenständige Rettungseinheit unter neuem Namen von der Station Schilksee aus zum Einsatz. Es ersetzt dort das Seenotrettungsboot ASMUS BREMER (Baujahr 1988), Typschiff der 8,5-Meter-Klasse, das Anfang November als technisches Denkmal vor dem Haupteingang des Deutschen Museums in München aufgestellt wurde.
Auch im kommenden Jahr soll die Modernisierung der Rettungsflotte fortgesetzt werden. Für die Station List auf Sylt ist der vierte Neubau der 20-Meter-Klasse vorgesehen. Der Bau dieser Einheit hat vor wenigen Wochen auf der Fassmer-Werft an der Unterweser begonnen. Das Schiff mit der internen Bezeichnung SK 34 soll im Herbst 2013 die dann 28 Jahre alte MINDEN ablösen.
Ferner haben die ersten Planungen für eine neue 28-Meter-Klasse begonnen. Dieser Schiffstyp soll voraussichtlich ab 2015 nach und nach die Seenotkreuzer der heutigen 27-Meter-Klasse ersetzen.


DGzRS hofft auf Spendenbereitschaft der Bevölkerung
Hinsichtlich des Sammlungserlöses hofft die DGzRS zum Jahreswechsel auf die Spendenbereitschaft der Bevölkerung, um ein ähnliches Ergebnis zu erzielen wie im Jahr 2011 (18,8 Mio. Euro). Seit Mitte Oktober wendet sich das Seenotrettungswerk wieder verstärkt an die Öffentlichkeit, um über seine Arbeit zu informieren, die Menschen im ganzen Land um Unterstützung zu bitten und weitere Förderer für die DGzRS zu gewinnen, deren Arbeit ausschließlich durch freiwillige Zuwendungen getragen wird und die deshalb auf die Unterstützung der breiten Bevölkerung angewiesen ist.
Bis in den Dezember hinein sind rund 5.000 Plakate an publikumsintensiven Plätzen in etwa 50 Städten ausgehängt – mietfrei für die Seenotretter. Die Flächen für das großformatige Bild mit dem Titel „Bei uns geht Ihre Spende garantiert nicht unter“ hat die awk Außenwerbung GmbH der DGzRS kostenlos zur Verfügung gestellt.

Tag der Seenotretter 2013
Spendern, Freunden und allen Interessierten bietet die DGzRS auch 2013 wieder die Gelegenheit, sich vor Ort ein Bild von der Einsatzbereitschaft ihrer Besatzungen und der Leistungsfähigkeit ihrer Rettungseinheiten zu machen. Erneut findet am letzten Sonntag im Juli, somit am 28. Juli 2013, der „Tag der Seenotretter“ statt.