Informationszentrum der Seenotretter neuer Besuchermagnet am Warnemünder Leuchtturm

In den vergangenen Monaten sind die Bauarbeiten am Informationszentrum der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) in Warnemünde nicht zu übersehen gewesen.

Nach einem sehr großen Wasserschaden und Hausschwammbefall war eine Totalsanierung des Gebäudes an der Straße „Am Leuchtturm“ dringend erforderlich geworden. Heute Nachmittag (27. April 2013) eröffneten die Seenotretter das Haus mit einer kleinen Feierstunde bei Kaffee und Kuchen offiziell wieder für die Besucher. Für die musikalische Untermalung sorgten die Shanty-Chöre „Luv und Lee“ und „Reriker Heulbojen“.

„Nach dem Umbau können wir uns über ein modernes und repräsentatives Gebäude mit einem barrierefreien Zugang freuen, das den höchsten energetischen und technischen Anforderungen gerecht wird“, sagte der stellvertretende DGzRS-Vorsitzer Michael Schroiff in seiner Eröffnungs-ansprache. Es sei „ein eindrucksvolles Symbol für die Tatkraft und Unabhängigkeit der Seenotretter“. Das neu gestaltete Informationszentrum ist offener, heller und für Besucher deutlich attraktiver als zuvor. Dies liegt unter anderem daran, dass jetzt mehr Fläche für Vorträge sowie eine kleine Ausstellung vorhanden ist und es einen einladenden Empfangsbereich gibt.

Mit verschiedenen Angeboten wollen die Seenotretter in Zukunft noch stärker als bisher auf ihre mitunter gefahrvolle Arbeit auf Nord- und Ostsee aufmerksam machen. „Wir wollen die Menschen hier vor Ort informieren und selbstverständlich auch als rein spendenfinanzierte Organisation neue Spender sowie Förderer gewinnen“, machte Schroiff deutlich. Er sei überzeugt, dass das Informationszentrum ein Besuchermagnet wird. Er bedankte er sich beim Architekten Enno Zeug und allen an der Planung und Bauausführung Beteiligten, „für ihre hervorragende Arbeit, ihre große Flexibilität und ihr hohes Engagement“.

Der Auslöser für die umfangreiche Sanierung war ein Wasserschaden infolge der heftigen Regenfälle am 22. und 23. Juli 2011, bei denen 111 Liter pro Quadratmeter gefallen waren – fast das Doppelte des normalen Niederschlages eines Tages. Zu allem Überfluss entdeckten die Handwerker bei den Bauarbeiten einen Hausschwamm – „einen der gefährlichsten Schädlinge, die ein Haus befallen kann“, sagte Jörg Westphal, Leiter des Informationszentrums. Aus diesem Grund sei das Gebäude komplett entkernt worden: „Die vergammelten Holzbalken mussten ausgetauscht und auch die Wände teilweise neu gemauert werden“, berichtete er. Doch der Aufwand habe sich gelohnt: „Es macht richtig Spaß, hier zu arbeiten und aus dem Alltag der Seenotretter mit all seinen Gefahren und Herausforderungen zu erzählen.“

Seenotrettung eng mit dem Gebäude verknüpft

Dies machen die DGzRS-Mitarbeiter in dem historischen Gebäude bereits seit 1995. Zuvor hatte die Besitzerin, Elisabeth von Bär, den Seenotrettern das Haus in einer Schenkung vermacht. Auch die Mittel für den Umbau stammen von Förderern, die der DGzRS aufs Engste verbunden waren: Das Ehepaar Ursula und Kurt-Werner Vogel aus Mönchengladbach hat die DGzRS in seinem Nachlass großzügig bedacht und ihr das Geld mit dem Wunsch anvertraut, dass es für ein konkretes Projekt der Öffentlichkeitsarbeit verwendet werden soll. Dieser Bitte sei man „sehr gerne nachgekommen“, sagte Michael Schroiff. Und die Spende „ist hier sehr gut angelegt“, findet er.

Zumal das Informationszentrum in dem Gebäude perfekt verortet ist. Denn die Anfänge der Seenotrettung in Warnemünde und an der mecklenburgischen Küste vor bald 150 Jahren sind sehr eng mit dem Haus verbunden. Es war das Wohnhaus des Lotsenkommandeurs Stephan Jantzen, der seit 1866 maßgeblich am Aufbau der ersten Rettungsstation der DGzRS an der mecklenburgischen Küste in Warnemünde beteiligt war. Von dort aus rettete er als Vormann der Station zwischen 1867 und 1903 mit seiner Mannschaft über 80 Menschen aus Seenot – mehrfach unter Einsatz seines eigenen Lebens. In diesem Jahr jährt sich der Todestag des mutigen Seenotretters zum 100. Mal. 

Ihm zu Ehren taufte die DGzRS nach der Wiedervereinigung 1990 ihren seinerzeit modernsten Seenotkreuzer auf den Namen VORMANN JANTZEN. Er war anfangs in Warnemünde stationiert und ist heute als Reserveschiff auf wechselnden DGzRS-Stationen in der Ostsee im Einsatz. Seit 2003 ist in Warnemünde der 27,5-Meter-Seenotkreuzer ARKONA stationiert – nur wenige Meter vom Informationszentrum entfernt, verrichtet die Neun-Mann-Besatzung unter Vormann Karsten Waßner in wechselnden Schichten ihren Dienst.

Besichtigungen des Seenotkreuzer lassen sich – nach vorheriger Absprache – gut mit einem Besuch des Informationszentrums verbinden.

Zur DGzRS

Die DGzRS ist zuständig für den maritimen Such- und Rettungsdienst in den deutschen Gebieten von Nord- und Ostsee. Zur Erfüllung ihrer Aufgaben hält sie 60 Seenotkreuzer und Seenotrettungsboote auf 54 Stationen zwischen Borkum im Westen und Usedom im Osten stets einsatzbereit – rund um die Uhr, bei jedem Wetter. 180 fest angestellte und rund 800 freiwillige Seenotretter fahren Jahr für Jahr mehr als 2.000 Einsätze. Die gesamte unabhängige und eigenverantwortliche Arbeit der Seenotretter wird ausschließlich durch freiwillige Zuwendungen finanziert, ohne Steuergelder. Seit Gründung der DGzRS 1865 haben ihre Besatzungen mehr als 80.000 Menschen aus Seenot gerettet oder drohenden Gefahren befreit. Schirmherr des Rettungswerkes ist der Bundespräsident.