Im Packeis vor Langeoog: Seenotretter vor 75 Jahren letztmalig mit Ruderrettungsboot im Einsatz

Mit heute kaum vorstellbaren Strapazen und Gefahren ist der Einsatz der Seenotretter viele Jahrzehnte lang verbunden gewesen: In offenen Ruderrettungsbooten stellten sich die Rettungsmänner der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) den Naturgewalten der See entgegen. Vor 75 Jahren waren die Seenotretter zum letzten Mal mit einem Ruderrettungsboot im Einsatz. Die Rettungsfahrt im Packeis vor Langeoog gehört zu den wohl schwersten in der Geschichte der Seenotretter.

Zum 150-jährigen Bestehen der DGzRS 2015 erinnerte sich der 92-Jährige Gerhard Johannsen, einer der letzten Zeitzeugen, an die Ereignisse von damals:

„Am 5. März 1942 strandete der Lotsendampfer ,Rüstringen‘ im gefährlichen Mahlsand vor Langeoog. Wintersturm aus Ost mit Stärke 8 bis 10 wühlte die See auf. Es war minus 15 Grad kalt. Es gab große Eisschollen und starkes Schneegestöber. Die Sicht betrug weniger als eine Seemeile. Mahlsand, Strom und Eis ließen die ,Rüstringen‘ tiefer und tiefer sinken. Die mehr als 20 Besatzungsmitglieder wurden von der bewegten See ins Meer gerissen.

Ich war damals 19 Jahre alt und fuhr als Matrose auf dem Vorpostenboot 2001. Wir begleiteten ein repariertes, im Feindeinsatz beschädigtes aktives Minensuchboot von Rotterdam nach Bremerhaven. Auf unserer Fahrt längs der holländischen Küste erreichte der Wind Sturmstärke mit Schneeböen. Die Temperatur sank unter null Grad. Unser Schiff war stark vereist. Während die Brecher unablässig über unser Schiff hereinbrachen, mussten wir, die auf Nachtwache befindliche Bootsbesatzung, Eis klopfen, um unser Boot einigermaßen seetüchtig zu erhalten.